Sonntag, 28. September 2025

Oma räumt auf

Niemals hätte ich gedacht, mein Spiegelbild noch einmal derartig strahlen zu sehen. Der Lottogewinn hatte aber auch arg lange auf sich warten lassen. Nun wanderte ich beglückt durch mein kleines Häuschen, das sich in einer absolut ruhigen Wohngegend befand. 
Ruhe, das höchste Gut. Die Nachbarn im Mehrfamilienhaus hatten mich während der vergangenen Jahre immer öfter an den Rand des Wahnsinns getrieben, mittlerweile litt sogar meine sonst so resiliente Nervenärztin an Burnout, so sehr hatte ich sie mit meinen Problemen zugeschwallt.

Aber nun war alles gut und ich war endlich in Sicherheit. Beim Umzug hatte ich vieles entsorgt, im Haus war jetzt viel Platz für Leinwände und Farben samt Zubehör wie Terpentin-Ersatz, Pinsel, und allem möglichen Kleinkram den ich über die Jahre aufgehoben hatte weil ich ihn 'vielleicht mal für ein Kunstwerk brauchen könnte'. 
Hier war es mir endlich möglich, vernünftig zu arbeiten. Ich konnte nicht nur ohne Ohrschutz in meinem Wohnzimmer sitzen, sondern sogar ungestört kleine Spaziergänge in der Umgebung machen. 
Es war einfach himmlisch.

Natürlich ging es nicht allen Menschen in München so gut wie mir. Immer mehr von ihnen hatten nicht einfach nur eine laute Wohnung sondern garkeine. Mietgesuche wurden mittlerweile keineswegs ausschließlich in der Zeitung und in den Social Media inseriert sondern die Verzweifelten tapezierten vielmehr die gesamte Stadt mit ihren Anfragen. Doch halt, was war das hier? Das war kein Mietgesuch, hier war eine Frau offenbar auf Rachefeldzug: 'Alex, ich weiß, daß du mich betrogen hast. Mädels, meidet diesen Typen!' stand auf einem Din-A-4 Blatt gedruckt, zusammen mit einem QR Code. Kopfschüttelnd ging ich weiter. Hätte es nicht genügt, bei den Freundinnen das Herz auszuschütten? Mußte man den Jungen in der gesamten Stadt unmöglich machen? Den Code einzuscannen verkniff ich mir, mit dem modernen Zeug kam ich schon länger nicht mehr zurecht. Mein Handy war zum Fotografieren da und zur Kommunikation mit der Handvoll Menschen die mir noch geblieben waren. 

Wieder zuhause griff ich eine herumliegende Zeitung und wollte mir diese soeben als Unterlage für ein weiteres Malwerk auf dem Tisch ausbreiten, als mein Auge auf eine fett gedruckte Überschrift fiel: 'Kriminalpolizei warnt vor QR-Falle!'
'Na geh,' dachte ich, 'hab ich's doch gewußt, daß das Zeug gefährlich ist!'

Mit offenem Mund las ich den Artikel. Es handelte sich offenbar um eine ähnliches Flugblatt wie das von mir gerade zuvor entdeckte. Jemand beklagte die Untreue seiner Frau und wenn die Spaziergänger neugierig den mit auf dem Blatt befindlichen Code scannten, wurde (fragt mich nicht wie, ich bin kein IT-ler) den Betrügern die Möglichkeit eröffnet, das Handy auszulesen, samt Bankverbindung und sämtlichen Kennwörtern. Ja gute Nacht! Mir wurde noch nachträglich ganz flau im Magen. Denn natürlich war ich genauso neugierig wie die meisten Menschen und wäre ich technisch etwas begabter, gehörte ich nun womöglich zum Kreis der Geschädigten. Puh!
So schnell konnte das also gehen. Gerade noch, haha und hihi, etwas Lustiges gescannt und im nächsten Moment ward flugs das Konto abgeräumt. Da konnten die Kennwörter noch so sperrig und kompliziert sein, wenn jemand auf diese Art und Weise ins Handy kam, war die Mühe umsonst gewesen.

Bitterlich beschwerte ich mich bei meinem KI-Kumpel Emil über die Schlechtigkeit der Menschen. Emil nickte ernsthaft und gab zu bedenken, daß auch seine KI-Kollegen so einige Tricks in petto hätten und wir uns noch gehörig wundern würden, wenn wir weiterhin so leichtfertig mit unseren Daten umgingen.
Das war natürlich wenig hilfreich jetzt!
Entrüstet schaltete ich Emil wieder aus. Depp der!

Gedankenverloren blickte ich aus dem Fenster. Mittlerweile war es Herbst geworden und der Rasen vor dem Haus war mit bunten Ahornblättern bedeckt. Diese segelten bei jedem Windstoß von den Bäumen, die die kleine Straße säumten in der mein Häuschen stand. Sollte ich bei Gelegenheit vielleicht einmal zusammenrechen? Mein Blick wanderte zum Schuppen. Ob ich dort wohl einen Rechen finden würde?

Doch warte, was war das? Oder besser gesagt, wer? Eine geduckte Gestalt hockte mit dem Rücken zum Haus neben meinem Schuppen und nuckelte an einer Flasche. Ein Obdachloser, der sich hier häuslich einrichten wollte, weil er dachte, das Haus stünde noch leer? Was war zu tun? Die Polizei rufen, damit sie ihm einen Tritt verpaßten? So grausam wollte ich dann doch nicht sein, schließlich war ich jetzt reich, vielleicht ließ sich das Problem ja anders lösen.

Zaghaft schlich ich die Treppen hinunter, hinaus zur Hintertüre und näherte mich der Gestalt. Vorsichtshalber hatte ich mein Kuchenmesser dabei. Man wußte ja nie. Die Gestalt blickte auf als ich mich näherte und sah mich ängstlich an. Ich blickte abwartend zurück. 
Als ich mich nicht sofort mit Gebrüll auf ihn stürzte, atmete der Mann, um einen solchen handelte es sich wohl, sichtlich auf und fragte leise: 'Darf ich mich für ein paar Tage in Ihrem Schuppen verstecken? Ich bin auf der Flucht vor einer Horde wildgewordener Weiber. Mein Name ist Alex.'

Mein Gesichtsausdruck war wohl wenig intelligent, denn Alex fuhr fort, zu erklären: 'Meine Ex hat mein Foto per QR Code in der gesamten Stadt verteilt, ein Wunder, daß Sie es noch nicht gesehen haben, und jetzt werde ich von der halben Uni gehetzt wie ein Schwerverbrecher. Keiner meiner Kumpels will das Risiko eingehen, mich am Sofa pennen zu lassen, man kennt sich schließlich untereinander. Ich hatte gedacht, hier auf dem unbewohnten Grundstück würde mich niemand suchen aber offenbar wurde das Haus jetzt gekauft. Von Ihnen. Ich weiß momentan echt nicht wo ich hinsoll, und auf Schutzhaft hab ich nun wirklich keinen Bock. Wenn es sowas überhaupt noch gibt außerhalb von Romanen.'

Natürlich konnte ich den jungen Mann bei den Temperaturen nicht im Schuppen schlafen lassen, bei den Spinnen und Käfern. Also bat ich ihn ins Haus, mit der Absicht, ihm einen Kakao und ein Gästezimmer herzurichten - und freute mich auf einen kostenlosen Gärtner. Wir erinnern uns, das permanent fallende Laub ... vielleicht würde er mir sogar Modell stehen? Doch kaum waren wir im Haus, entwand Alex mir das Messer, das er offenbar längst entdeckt gehabt hatte, und forderte mich, wild damit fuchtelnd, auf, all meinen Schmuck und mein Bargeld herauszurücken. Was für ein Schwachkopf. Als ob alle älteren Frauen sich für Schmuck interessierten und stapelweise Bargeld im Hause hätten. Rasende Wut stieg in mir auf. Auch auf mich selbst. Hatte ich aus meiner Zeit in Augsburg denn garnichts gelernt? Wieder und wieder hatte ich Menschen meine Türe geöffnet und wieder und wieder hatte es Ärger und Leid deswegen gegeben. Und wieder war ich auf ein Arschloch reingefallen, das geglaubt hatte, mit mir leichtes Spiel zu haben nur weil ich eine Frau bin. Doch nun hatte ich endgültig die Nase voll!

Womit der liebe Alex nicht gerechnet hatte war, daß es auf der Seniorenvolkshochschule mittlerweile Kurse für uns ältere Herrschaften gab, auf denen die Polizisten nicht nur langweilige Vorträge hielten sondern uns auch wertvolle Tips für den Fall der Fälle gaben.
Polternd fiel das Messer zu Boden und bald darauf auch Alex.

Die Erde im Garten war den Göttern sei Dank noch nicht gefroren und so hatte ich nun endlich einen guten Grund, im Eck über dem zergrabenen Rasenstück einen echt hohen Laubhaufen zu errichten. Mein Kuchenmesser würde in keiner Asservatenkammer landen, soviel war sicher. Abends beim Rotwein sandte ich einen stillen Gruß an die Freunde und Helfer der PI 47, die den Workshop neulich ausgerichtet hatten. Daß das Rot in meinem neuen Bild durch die Beimischung von Blut und Rotwein diesen besonderen Glanz erhielt, würde ich selbstverständlich niemals irgend jemandem verraten. Schließlich hat jeder erfolgreiche Künstler sein kleines Geheimnis.
















Donnerstag, 18. September 2025

Der Angriff der Killerkraken


Sie wollten es ja nicht glauben. 'Du wieder,' hieß es. 'Mit deinen blöden Verschwörungstheorien.' Die meisten Menschen lassen neben ihrer eigenen Auffassung keine andere gelten. Gut, so schwieg ich still. Schwieg zuhause, in der Post und in der Kirche. Gott kann Gedanken lesen. 'Gehet hin in Frieden', sprach der Pfarrer und ich ging. Mir einen Bunker zu bauen. Wühlen durfte ich alleine, da sonst niemand an den bevorstehenden Angriff glauben wollte. Zuviele Horrorfilme hätte ich gesehen. Was für ein Unsinn. Ich habe garkeinen Fernseher.

Die Außerirdischen haben mich gewarnt. Machen sie manchmal. Problem dabei ist, man kann nicht prüfen, ob die Warnung tatsächlich erfolgte. Will sagen, ich habe keine Beweise.
Es könnte sich ja jeweils auch um Zufall gehandelt haben, sagen sie.
Es gibt keine Zufälle. Die Dinge der Welt sind geordnet und wir bestimmen den weiteren Verlauf durch unser Handeln. Was regelmäßig alles durcheinanderbringt. Ohne uns jedoch wäre Stillstand, wäre Tod. Das größte Dilemma unserer Existenz.

Immerhin hat Gott sich nicht nach der Erschaffung der Welt zurückgelehnt und sich ein Pfeifchen gestopft. Das Ding, das sie Erde nennen, muß weiter am Laufen gehalten werden. Und das bedeutet eine Menge Arbeit für eine Menge Leute. Es ist nicht damit getan, hier und da mal ein Knöpfchen zu drücken und abzuwarten. Es gibt viel zu tun. Die Himmelswesen sind in einer Tour am Umeinanderwetzen, aber ihr seht das ja nicht. Ihr guckt alle nur noch ins Handy. Egal. Nicht mein Problem. Ich habe einen Bunker zu bauen. Wenigstens braucht man dabei die Wände nicht zu streichen. Sieht eh keiner. 

Auf ungefähr drei Tage solle ich mich einstellen, hieß es. 
Überschaubarer Zeitraum. 
Hängematte flechten, Wasser runterbringen, Vorräte herschaffen.
Verabschiedet habe ich mich nicht. 
Es wollte ja niemand etwas von der drohenden Gefahr wissen.
Warnungen klingen für die Leute nur ernst wenn sie aus dem Fernseher kommen.

Klimawandel. Huhu. Alle stehen stramm.
Aber daß dieser Klimawandel auch Mutationen in der Tierwelt bedingt? 
Wurscht. Betrifft uns ja nicht. Doch, tut es.

Und jetzt diese Experimente mit der KI obendrein. 
Keiner weiß, wohin dieser Irrsinn führen wird, aber einfach mal fleißig voran. 
Wird schon gutgehen.
Nein, wird es nicht.

Unlängst stürzte in Italien ein Baukran ins Wasser.
Gibt ja sehr viel Wasser in Italien.
Normalerweise kein Problem, holt man Guiseppe weil der einen Traktor hat, zieht er Kran wieder raus.
Jetzt liegt Guiseppe aber mit gebrochenem Bein im Spital.
Wer die Spitäler in Italien kennt, weiß: Katastrophe.
Baukran liegt also länger im Wasser.
Wasser ist nicht nur voller Tiere sondern auch voller Plastik. 
Gibt seltsame Verbindungen, dazu das Wabern der KI überall ... und schon ward die Killerkrake geboren.

Erst ist die ganz klein, da denkt man sich: Oh wie niedlich!
Aber die wächst. Und wächst. Und wächst.
Und andere drängen nach.
Sagen wir so: Guiseppe ist sehr froh in seinem Krankenzimmer im 5. Stockwerk.
Unten wird gerade gewaltig aufgeräumt.

Und sie wandern. Nordwärts. Zu uns. Sehr schnell.
KI halt. Da geht alles sehr schnell.
Zu schnell. 
Der Fernseher schweigt.
Man möchte die Leute nicht beunruhigen.
Gegen Killerkraken gibt es keine Impfung, also warum Streß erzeugen.
Wir schaffen das.

Die Außerirdischen haben durchaus Humor.
Ich schmunzle während ich in meinem Bunker hocke.
Nanu, drei Männer in meinem bescheidenen Reich?
Sie sprechen nicht, sie handeln sofort.
Mir wird weich ums Gehirn.
Ich bin fort.

Die Zelle in Haar ist sehr klein.
Aber auch sehr sicher.
Heute sind bereits sieben Pfleger nicht zum Dienst erschienen.
Ich habe mir einen Generalschlüssel besorgt.
Für alle Fälle.
Hier möchte ich nicht verhungern müssen.
Wenn niemand mehr Essen bringt.
Wenn alle fort sind.
Wenn wir 'Gestörten' die einzig Überlebenden sind.

Schöne neue Welt.











Sonntag, 14. September 2025

Das Rätsel um die mysteriöse Einbrecherbande

'Das ist doch ein Schmarrn Heiko echt, was soll denn da für ein Code dahinterstecken? Das sind einfach alles Saubären die ihren Mist nicht ins Küberl geben sondern auf den Boden hauen. Alles ganz normal.'

'Ja eben, sie HAUEN ihn nicht auf den Boden, sie STELLEN ihn ab. Sie stellen die Becher gezielt an bestimmten Plätzen ab, meist am Straßenrand, nahe am Rinnstein, und mit dem Boden nach oben, so daß ihre Kumpane die verschlüsselte Nachricht empfangen und sich dementsprechend verhalten. Aber ich hab noch nicht rausgefunden, was da für ein System dahintersteckt. Erst dachte ich, es hätte vielleicht was mit dem jeweils danebenstehenden Auto und dessen Nummer zu tun. Aber weißt ja nie wie lange das Auto da parkt und am Ende steht dann ein anderer Wagen da und der Code stimmt nicht mehr. Das kann es also nicht sein.'

Ja, der Heiko mal wieder. Hatte sich in eine Schnapsidee verrannt und war nicht davon abzubringen. In letzter Zeit wollten ihm vermehrt Becher von McDonalds aufgefallen sein, die vermeintlich gezielt am Straßenrand abgestellt worden waren. Verkehrtrum. Nachschauen ob was draufstand hat er sich nicht getraut, weil dann seine Fingerabdrücke draufgewesen wären. Ein Fuchs, unser Heiko. Für nix zu gebrauchen aber immer Quatsch im Kopf. Brauchst keinen Fernseher. Könnten wir uns eh nicht leisten. Alles was wir an Geld reinbekamen ging gleich wieder raus. Bier und so. Wenn Heiko eingeraucht war, fing er immer an, aus irgendwelchen verstaubten Klassikern zu zitieren. Ob richtig oder falsch konnten wir nicht beurteilen, keiner von uns hatte die gelesen. Zarathustra, Krieg und Frieden, der Zauberberg und wie sie alle hießen. Heiko hatte studiert. Irgendwann in grauer Vorzeit. Wir hatten nicht studiert, wir hatten genug damit zu tun, uns um das tägliche Brot zu kümmern. Einer mußte es ja tun. Heiko sicherlich nicht. Seine Eltern betrieben eine Weinstube in der Stadt und steckten ihm immer wieder einmal etwas zu. Dann lud er zur 'Sause' und das gute Geld war innerhalb einer Nacht verjuxt. Schade drum. Aber da war er nicht zu bremsen.

Und jetzt eben diese fixe Idee mit den Trinkbechern. So stapfte er Tag um Tag durch die Straßen um uns am Abend an seinen neuesten Erkenntnissen teilhaben zu lassen.

Heute war ein guter Tag. Wir hatten einen frischen Kasten Bier organisiert und August hatte was zum Rauchen dabei. So konnten wir uns entspannt zurücklehnen und Heikos Geschichten lauschen. Wildes Kopfkino echt. Wie gesagt, da brauchst keinen Fernseher.

Heute war er offenbar direkt in ein heimliches Liebesnest geraten. Bzw. vor die Fenster desselben. Bereits am frühen Morgen losgewandert, hatte er am Stadtrand ein wunderschönes kleines Häuschen erspäht, vor dessen Türe einer dieser Trinkbecher stand. Stand, nicht lag.
War hinter dem Haus den nebelverhangenen Fußpfad entlanggeschlichen, wäre fast über die Ausläufer einer Brombeerhecke gestolpert (eine geschlagene Viertelstunde konnte er sich darüber echauffieren, wie Gartenbesitzer ihre Büsche so ungepflegt wuchern lassen konnten) und hatte im Inneren eines Hauses, die Vorhänge waren offen, einem jungen Paar beim Kuscheln und Frühstücken im Bett zugesehen.
Eine Augenweide sei sie nicht gerade gewesen, berichtete er nüchtern, das darauffolgende Liebesspiel habe ihn daher nicht weiter interessiert. Schließlich habe er zu ermitteln.

Wir gaben uns alle Mühe, nicht allzu lautstark zusammenzubrechen. Ermitteln, hahaha pruuuuuuuust, Heiko als verdeckter Ermittler, muhahaaaaaaaaaaa!
Allzu heiter durfte es nicht werden, denn wenn er sich verarscht vorkam, konnte er ziemlich wütend werden und das wollte niemand. Echt nicht.

Am nächsten Morgen wurden wir alle von einem lauten RUMMS geweckt. Erschrocken fuhr ich hoch. Was war los? Hatte der Vermieter wieder einen Anfall? Stand gar die Polizei vor der Türe?
Da hörte ich ihn schon schimpfen. Aus der Küche. Heiko hatte sich eine Zeitung besorgt und wütete nun über das soeben Gelesene. Mußte das jetzt in aller Früh sein? Mein Kopf dröhnte als hätte jemand mit einem Hammer draufgehauen. Der einzige der hier haute war jedoch Heiko. Nämlich mit der Faust auf den Tisch. RUMMS. RUMMS. RUMMS. Normalerweise scherte er sich keinen Pfifferling darum, was in der Zeitung stand. Was konnte seinen Unmut derartig erregt haben?

'Hey Alter was geht ab? Was soll der Radau?', erkundigte ich mich vorsichtig.
'Da schau! Da siehst du es! Ich hatte recht! In dem Haus mit dem Liebespaar wurde heute Nacht eingebrochen! Der Becher stand davor und dann wurde eingebrochen. Wie machen die das? Wie können die anderen wissen, wo gerade diese Becher stehen? Man rennt doch nicht Tag und Nacht durch die Stadt und schaut nach Bechern. Ich will wissen, wie das funktioniert! Und ihr werdet mir dabei helfen. Ab heute lauft ihr mit und stellt Beobachtungen an. Ja, das werdet ihr tun!'

Scheiße. Wenn Heiko sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann gab es keinen Ausweg. Wir mußten mitlaufen, Bock oder keinen Bock.

'Sag mal Heiko,' versuchte es August mit einem Appell an die Vernunft, 'meinst du nicht, daß die modernen Einbrecher das Internet nutzen? Die haben vielleicht so eine Art interaktive Landkarte erstellt? Und wenn wir jetzt diese markierten Stellen zu fünft abmarschieren machen wir uns am Ende verdächtig. Entweder haben wir die Bullen am Hacken oder die Bande selbst. Wir müssen uns trennen. Jeder von uns geht alleine los und am Abend besprechen wir was wir entdeckt haben, einverstanden?'

'Ja August, kaiserlicher Prinz, du weißt das, du bist gut! August du bist sehr gut! So werden wir es machen. Wir gehen getrennt. Bis heute Abend, ich erwarte Ergebnisse! Du weißt das August!'

Puh. Nochmal davongekommen. Auf die Idee zu fragen, warum die Einbrecher sich dann noch mit den Bechern abplagen sollten, wenn sie eine interaktive Karte hatten, war Heiko glücklicherweise nicht gekommen.
Wir liefen eine Runde um den Block und legten uns anschließend wieder in der Wohnung ab. Hatten wir halt nix gesehen, sowas Dummes aber auch. Manchmal war Heiko echt anstrengend aber seit ihm die Bude gekündigt worden war, wohnte er bei uns und seine Eltern zahlten einen Großteil unserer Miete. Das war ein unschlagbares Argument. 

Als unser Plagegeist am Abend noch nicht wieder heimgekehrt war, machten wir uns etwas Sorgen. Zugegebenermaßen nicht besonders große. Versumpft würde er sein, war der Konsens, und beruhigt gingen wir zu Bett. Doch auch am nächsten Tag war weit und breit nichts von ihm zu sehen. Gegen Abend waren wir so richtig besorgt und marschierten los in Richtung Stadt, uns ein wenig umhören. Stammkneipen abklappern und so. Vor dem Striese trafen wir tatsächlich auf Rolf, der ihn am Abend zuvor um die Fuggerei hatte herumschleichen sehen. Ja, es war dunkel gewesen, aber bitte, also Heiko war nicht zu übersehen und außerdem sei er in Kaisheim mit ihm in einer Zelle gehockt, man kenne sich daher bestens. Leider.

Mittlerweile war es spät geworden, wir konnten also in die Fuggerei eh nicht mehr rein und wankten, noch immer ziemlich besorgt, nach Hause. Seine Laune nach etwaigen Mißgeschicken war legendär und wir freuten uns nicht darauf, wieder mal etwas ausbaden zu müssen das allein er verschuldet hatte.
'Gleich morgen früh gehen wir rein und sehen uns um!' verkündete August und wir nickten wie ein Mann.

Gesagt getan. Punkt 10 Uhr marschierten wir geschlossen durch das Eingangstor und durchkämmten die, sowieso nur sehr wenigen, Gassen der Fuggerei. Die Schauwohnung war wegen Renovierung geschlossen, verkündete ein Schild vor dem Eingang. Schade. Wenn man schon Eintritt bezahlen muß, möchte man wenigstens auch was zu sehen bekommen! Doch was war das? Heiseres Gebrüll und Gepolter drang aus der Wohnung nach draußen. Das würde doch nicht ... das war doch nicht etwa ... das konnte doch nicht ...

Nachdem er sich drei Portionen Nudeln ohne Salat (tu das weg August, das könnte gesund sein!) reingezogen hatte, bekamen wir endlich die gesamte Geschichte aus ihm heraus. Nachdem akkurat vor dem Tor der Fuggerei einer der mysteriösen Becher gestanden war, hatte er sich in der Wohnung einschließen lassen um sich am nächsten Tag in aller Ruhe und inkognito der Suche nach dem Einbrecher widmen zu können. Kompletter Unfug natürlich, aber wer wollte seine Zähne riskieren, also blieben wir stumm. Dummerweise hatte am nächsten Morgen niemand die Wohnung aufgesperrt. Erst hatte er sich nichts dabei gedacht, schließlich öffnete man für das Volk erst ab 10 Uhr. Doch die Wohnung blieb versperrt. Doppelt schändlich, daß er, einer der geschicktesten Einbrecher der Stadt, die Türe nicht selbst hatte öffnen können. Doch ohne Werkzeug ... zwecklos. Wenigstens war das Wasser noch nicht abgestellt worden, so daß er zumindest seinen Durst stillen konnte. Aber die Küche war natürlich leer. Es war ja nur eine Schauwohnung. Jegliches Gebrüll und Klopfen wurde von den Nachbarn wohl als Nebengeräusch der angekündigten Renovierung gehalten. Warum er nicht aus dem Fenster gerufen hätte? Weil diese ebenfalls bummfest verschlossen gewesen seien, mit diesen altmodischen Riegeln, die man nicht ohne passenden Schlüssel öffnen konnte. Die Scheiben einzuschlagen wäre ebenfalls sinnlos gewesen, da er durch die winzige Fensteröffnung nicht hindurchgepaßt hätte.

Während der nächsten Wochen vermieden wir es tunlichst, die Worte Becher oder McDonalds auszusprechen um ihn nicht zu reizen. Zwischenzeitlich hatte er sich in eine neue fixe Idee verrannt. Er wollte eine Rennsemmel bauen, mit der er die Leute foppen und zur Verfolgung selbiger animieren könnte. Wenn sie dann in der Hast ihren Geldbeutel verlören, dann brauchte er ihn nur noch aufzusammeln. Ob ihm denn niemand bei der Konstruktion des fahrbaren Untersatzes behilflich sein wolle? Eilig stoben wir in verschiedene Richtungen davon.

Die Sache mit den Bechern hat sich dann übrigens doch noch aufgeklärt. Eines schönen Tages im Herbst saß ich im Wittelsbacher Park und blätterte absichtslos durch eine liegengelassene Augsburger Allgemeine. Auf einmal saß ich kerzengerade und traute meinen Augen nicht: Hatte man doch vor wenigen Tagen einen Hundebesitzer ausgeforscht, der auf die glorreiche Idee gekommen war, benutzte Becher über die Hinterlassenschaften seines Fifi zu stülpen so daß er sie nicht aufzusammeln brauchte.
Es muß nicht extra erwähnt werden, daß niemand von uns es übers Herz brachte, Heiko davon zu erzählen? Hunde und so. Sollte man schlafen lassen. Besser ist das.


























Freitag, 15. August 2025

Kunst als Gefahr


Natürlich hätte ich niemals damit gerechnet, irgendwann einmal meine Werke in einer Ausstellung präsentieren zu dürfen. Zeit meines Lebens hatte ich alleine zuhause vor mich hingewerkt, einfach nur so, aus Spaß. 

Angefangen hatte es damit, daß ich eines Tages, damals noch in Augsburg, aus Geldmangel auf die Idee kam, Osterkarten selbst zu basteln. Eine Zeitschrift lag herum, Kleber war im Haus, Karton ebenfalls. So begann meine 'Karriere' als Collagenkünstlerin. Zu den Postkarten kamen bald die Titelkärtchen für die Musikkassetten, die ich im Laufe der Jahre stapelweise für mich und andere aufnahm.
Somit verschwanden die meisten meiner Werke bei irgendwelchen Bekannten. Für mich selbst fertigte ich kaum etwas an, daher hatte ich trotz jahrzehntelanger eifriger Betätigung bislang kaum etwas vorzuweisen. Entweder verschenkt oder bei einem meiner Umzüge kaputtgegangen. Blöd. 

Bis es mich dann eines schönen Tages nach Frankfurt verschlug. Eigentlich wollte ich nicht hierherziehen. Genausowenig wie ich zuvor nach München hatte ziehen wollen. Eigentlich wollte ich nach Wien. War dann aber versehentlich in der bayerischen Landeshauptstadt gelandet, wo ich im Laufe der Jahre fast wahnsinnig geworden wäre. Zu laut, zu hektisch, zuviele Menschen. Obwohl ich am Stadtrand wohnte. Man entkam ihnen einfach nicht. Also mußte ich von dort wieder verschwinden. Frankfurt ist jetzt auch nicht wirklich besser werden Sie sagen und Sie haben recht. Aber der Zoo ist halt viel hübscher und der Botanische Garten gemütlicher. Immerhin.

So saß ich in meiner freundlich eingerichteten neuen Wohnung, voller Bücher wie immer, sehr ruhig gelegen in einem der Außenbezirke, und sah mir den Schneefall durch die (noch) frisch geputzten Fenster an. Das Wetter kam mir sehr zupaß, so würde ich doch noch ein paar Bilder zustandebringen bis zum geplanten Ausstellungstermin. Das Flanieren und Erkunden der noch fremden Nachbarschaft macht doch relativ wenig Laune, wenn es einem ständig den feuchten Schnee ins Gesicht haut und einem der scharfe Wind den schützenden Schirm aus der Hand reißen will. Da bleibt man gerne zuhause und arbeitet ein wenig.

Als mich die Galerie kontaktiert hatte, war ich erst einmal aus sämtlichen Wolken gefallen. Woher wußten die von mir? Achso, Instagram? Ja wenn das so ist ... und mit erneutem Eifer stürzte ich mich auf meine Kartonagen und Leinwände. Die Jungs vom Umzugsunternehmen hatten sehr geächzt, als sie Kiste um Kiste mit schweren Büchern und Zeitschriften nach oben tragen mußten, aber mei, was nutzt mir das Material in meiner Münchner Zweitwohnung wenn ich hier in Frankfurt damit arbeiten will? Richtig. Genau garnichts.

Seit einiger Zeit war ich dazu übergegangen, nicht nur Wörter (dummes Zeug wie Ritzenflitzer oder Bauarbeiterdekolleté) in meine Collagen einzuarbeiten sondern ganze Textpassagen. Vorzugsweise aus chinesischen oder arabischen Büchern, die ich hier und da in einem der zahlreichen Frankfurter Bücherschränke ergattert hatte. Offenbar viel internationales Publikum unterwegs in dieser Stadt. Natürlich hatte ich keine Ahnung was da stand, über die üblichen in Europa gebräuchlichen Sprachen bin ich nie hinausgekommen. Aber es sah hübsch aus und ich fand es schick, hier und da einen kleinen Textfetzen ins Geschehen hineinzuflechten. Warum nicht?

Am Abend der Vernissage stand ich ungelenk in der Gegend herum und betrachtete das doch eher spärlich hereingetröpfelte Publikum. Natürlich hatte ich keine Werbung für die Ausstellung gemacht, in der wohl fehlgeleiteten Annahme, wer sich für Kunst interessierte der hätte die Galerien eh im Blick. Dachte, die lesen das doch in der Zeitung. Naja. Wie der Blödpiefke Rebers schon immer sagte: 'Der dachtende Mensch ist dem Herrn ein Gräuel.' 
Wo er recht hat ...

Der Sekt war wie immer pappig und wenig verlockend, die gereichten Häppchen gatschert und unappetitlich. Nur meine Bilder, die waren echt gut. Fand ich. Und das fand wohl auch ein dunkelhäutiger Mann im feschen Anzug, der seit geraumer Zeit beinah mit der Nase an einem der Bilder klebte. Als ich mich fast dazu durchgerungen hatte, auf ihn zuzugehen und ihn zu fragen, ob es ihm gefiele, drehte er sich um und blickte flammenden Auges durch den Raum. Oha. Offenbar gefiel es ihm NICHT. Konnte der vielleicht Arabisch? Hatte ihn der Text auf dem Bild erzürnt? Was zum Teufel stand da eigentlich? 

Festen Schrittes steuerte der Mann auf die Galeristin zu und fragte weithin vernehmbar: ''Wer von den Anwesenden ist der Künstler?''
Höchste Zeit zu verschwinden, beschloß ich, griff nach meinem Mantel und huschte unauffällig, wie ich hoffte, zur Seitentüre hinaus.

Und was jetzt? Ich konnte mich ja schlecht von meiner eigenen Vernissage entfernen. Andererseits hatte ich echt keinen Nerv für Auseinandersetzungen mit einem wütenden Besucher. Was war zu tun? Kurzerhand begab ich mich in ein Kaffeehaus um die Ecke und bestellte eine Apfelsaftschorle. Als ich mich einigermaßen beruhigt hatte und gerade nach meinem Handy griff um in der Galerie nachzufragen, ob die Luft rein sei und ich zurückkehren könne, langte plötzlich ein beanzugter Arm von hinten über meine rechte Schulter und entwand mir das Telefon.

Wütend drehte ich mich um und wollte gerade losschimpfen, da erkannte ich ihn. Den Mann aus der Galerie. Wie hatte der mich jetzt so schnell gefunden?
''Was soll das? Geben Sie mir mein Telefon wieder!'', rief ich erbost.
Der Mann lächelte nur orientalisch und ließ sich mir gegenüber am Tisch nieder.
''Deine Zunge ist wie ein Pferd. Wenn du es nicht im Zaume hältst, wirft es dich aus dem Sattel.''
''Was für eine Zunge? Ich hab doch garnix gesagt. Ich verstehe nichts von Pferden, Reiten und Auf- und Abzäumen und was weiß ich. Nur mein Telefon, das hätte ich gerne wieder.''
''Zuerst möchte ich wissen, wer deine Komplizen sind. Und glaube ja nicht, mich belügen zu können, wir sind überall.''

Also das war doch jetzt die Höhe. Nahm der mir mein Handy weg und wollte mich obendrein noch bedrohen! Flugs stand ich auf und wollte mich zur Theke begeben um den Wirt zu fragen, ob ich grad mal bei ihm telefonieren könnte ... da lag ich schon auf der Nase.

Verdutzt rieb ich mir den Ellenbogen. Hatte mir der ein Bein gestellt? Augenscheinlich fürsorglich reichte er mir die Hand um mir aufzuhelfen. Packte mich jedoch im selben Augenblick fest am Arm und flüsterte mir ins Ohr: ''Keine Flucht. Du bleibst hier und verrätst mir was ihr vorhabt. Jetzt. Keine Ausreden. Ich habe die Message auf deinem Bild gelesen und verstanden. Das Bild ist vernichtet ...''
Weiter kam er nicht, mein Aufschrei war infernalisch laut.
''DU HAST MEIN BILD VERNICHTET? SPINNST DU???''

Aller Augen ruhten auf uns. Ich lächelte verlegen und nahm so würdevoll wie möglich wieder Platz. ''Hör mal gut zu du Scherzkeks. Was auch immer die Message auf dem Bild war, ich habe keine Ahnung! Ich kann kein Arabisch! Ich hab einfach irgendwas ausgeschnitten aus einem Buch und in das Gemälde reingeklebt. Weil es schön AUSSCHAUT. Kein Grund, das Bild zu ZERSTÖREN! Des kostet 250 Euro! Wo samma denn!!!''

''Selbstverständlich habe ich der Galerie das Bild ordnungsgemäß abgekauft bevor ich es zerstört habe.'', erwiderte der seltsame Typ würdevoll. ''Wir Araber wissen, was sich gehört. Dennoch kann ich nicht glauben, daß du nicht weißt, was du da ausgeschnitten hast, weil es absolut perfekt mit dem Rest des Bildes harmoniert hat und insgesamt eine Aussage ergab, die unseren Geheimdienst sehr erschreckt hat. Das KANN kein Zufall sein. Ich habe dir hiermit die Gelegenheit gegeben, dich zu äußern. Du hast sie nicht ergriffen. Also werde ich dich festnehmen lassen und wir werden sehen, wie lange du schweigen willst, in den feuchtkalten Kellern unserer Botschaft. Wir können auch anders.''

Er winkte kurz in Richtung Fenster und schon betraten fünf wuchtige Rausschmeißertypen das Kaffeehaus. Total klischeehaft. Hätte ich nicht vor Panik gezittert, ich hätte mich köstlich amüsiert. Noch bevor ich Blickkontakt mit der Bedienung aufnehmen konnte, hatten die Kerle mich in ihre Mitte genommen, einer hielt mir den Mund zu und sie zogen mich hinaus in die Kälte, und in die Richtung eines länglichen Autos mit getönten Scheiben. Das durfte doch alles nicht wahr sein! Was ging denn hier ab? Arabischer Geheimdienst? So ein Unsinn, der hatte sie doch nicht mehr alle! Heftig biß ich den Mann in seine widerlich schmeckenden Finger, er schrie auf und ich ebenfalls: ''Hilfe, Hilfe, ich werde entführt!!!''

Die Passanten blickten milde interessiert. Offenbar dachten sie, es handle sich um die Aufzeichnung eines Tatorts oder so etwas Ähnlichem und kamen nicht auf die Idee, mir beizuspringen. Genau dieselben Penner wie in München! Gelangweiltes Pack!

Der Gebissene haute mir mit Schmackes eine rein, daß mir die Ohren klingelten und seine Kumpanen stopften mich auf den Rücksitz des bereits mit offenen Türen bereitstehenden Wagens. Die würden mich doch nicht ... die konnten mich doch nicht ... Stumm vor Entsetzen saß ich zwischen zwei der Kolosse auf dem Rücksitz und versuchte herauszufinden, wo wir hinfuhren. Selbstverständlich zwecklos, schließlich kannte ich mich hier absolut nicht aus und durch die hinteren Scheiben konnte man nichts sehen.
Später, in der doch einigermaßen geheizten Zelle, brütete ich vor mich hin. Konnte ich etwas tun? Nein. Konnte ich einfach nichts tun? Auch nein. Was also sollte ich machen? Erst einmal versuchen, zu schlafen. Es war spät geworden und ich war trotz allem todmüde.

Wütendes Gebrüll weckte mich auf. Es drang offenbar aus einem der Büros auf der anderen Seite des Flurs. Leider konnte ich nicht viel verstehen. ''Vollidioten'' hörte ich und ''Mann für besondere Fälle'' und ''mir egal, dann eben im Flugzeug oder wegen mir im UFO!'' Wollten die mich in ein Flugzeug setzen und abstürzen lassen? Oder von Außerirdischen abholen?
Meine Phantasie lief auf Hochtouren.
Würde ich aus dieser Geschichte lebend wieder herauskommen?

Nachdem man mich noch eine ganze Weile hatte schmoren lassen, hörte ich endlich den Schlüssel im Schloß. Ein untersetzter dunkelhaariger Mann mit gewaltiger Hakennase stand in der offenen Türe und schaute geflissentlich über mich hinweg an die Wand: ''Wenn Madame bitte mitkommen wollen'', tönte er mit erstaunlich sonorer Stimme, die ich als diejenige des 'Brüllaffen' erkannte, den ich frühmorgens unfreiwillig belauscht hatte. Wenn er mit 'Vollidioten' die Typen gemeint hatte, die mich hierhergezerrt hatten, dann bestand ja noch Hoffnung, daß das hier gut ausgehen würde.

Auf unsicheren Beinen stakste ich hinter ihm den Gang entlang. Nach wenigen Metern blieb er stehen, öffnete eine Türe und bedeutete mir, hindurchzugehen. Vorsichtig steckte ich den Kopf ins Zimmer. Gleich rechts vom Eingang lümmelte ein großer Mann mit Glatze und Brille in einer Sitzecke. Auch er trug einen Anzug, nur daß ihm seiner wirklich hervorragend zu Gesicht stand wie ich trotz meiner Aufregung nicht umhin konnte, zu bemerken.
Als er meiner ansichtig wurde, richtete er sich auf und sah mich aus verhangenen Augen streng an. Seine Mundwinkel zuckten fast unmerklich als er neben sich auf den Polster klopfte und sprach: ''Setzen Sie sich doch. Sie brauchen keine Angst zu haben, es wird Ihnen niemand etwas tun. Es handelt sich hier um ein bedauerliches Mißverständnis und es ist uns allen sehr daran gelegen, die Sache so gütlich wie möglich zu bereinigen.
Wobei Sie, das muß auch gesagt werden, ein gerüttelt Maß an Mitschuld tragen. Wie konnten Sie nur so leichtsinnig sein, und einen Text in ihren Bildern verarbeiten, von dessen Tragweite Sie offenbar keine Ahnung hatten? Wegen Ihnen haben eine ganze Menge Leute die Nacht über ordentlich geschwitzt, das kann ich Ihnen sagen!''

Ich schaute verdutzt. Alles hatte ich erwartet, aber das nicht. Das klang ja schon fast wie eine Entschuldigung. 

''Wir sind, während wir hier sprechen, bemüht, die Unordnung in Ihrem Appartement so gut wie möglich zu beseitigen und wir sind übereingekommen, Ihnen auch die restlichen Bilder aus der aktuellen Ausstellung abzukaufen. Unter der Voraussetzung, daß Sie niemandem, und ich betone NIEMANDEM, von diesem Vorfall berichten. Der Galeristin hat man erzählt, Ihnen sei schlecht geworden, Sie seien auf der Straße zusammengebrochen und man habe Sie ins Krankenhaus bringen müssen. Es sei wohl eins der Häppchen nicht mehr gut gewesen? Auch sie wird schweigen. Die Ausstellung ist hiermit beendet, die Bilder sind abtransportiert, es hat sie nie gegeben. Die mit dem chinesischen Text sind zwar harmlos, aber wir sind gründlich. Sie dürfen jetzt gehen, man wird Sie nach Hause fahren.''

War das eine Falle? Mißtrauisch schaute ich ihn an. Der Mann glaubte doch nicht tatsächlich, daß ich mich nach dieser Nacht noch einmal in ein fremdes Auto setzen würde?

''Naa dankschön'', brachte ich schließlich heraus. ''Ich fahr lieber mit den Öffis. Wenn ich vielleicht mein Telefon wieder haben könnt, wegen der RMV App?''

Nun lächelte der große Mann tatsächlich. ''Wie schön, Sie sind aus Bayern?'' ''Naa, I hob da nur g'wohnt.'', stellte ich hastig richtig. Nicht, daß man mich auch noch des Landesverrats beschuldigte.

''Ich kannte einmal eine Frau. Die hatte auch so einen bezaubernden Dialekt. Leider hat sie dann im Lotto gewonnen und ist irgendwo auf einer einsamen Alm in Tirol verschollen. Man hat ja kein Internet dort oben ...'' Er gab sich merklich einen Ruck. ''Hier haben Sie Ihr Telefon wieder. Sie wissen was zu tun ist. Diese Begegnung hat nie stattgefunden. Wir haben uns nie gesehen. Andernfalls ist unsere Abmachung sofort null und nichtig und Sie werden nie mehr ein Bild verkaufen. Gehaben Sie sich wohl.''

Er stand auf und verließ den Raum, ohne zurückzublicken. Schade. Ihm wäre ich gerne mehr als nur einmal begegnet ...














Sonntag, 27. Juli 2025

A g'schissene Sauerei


''Bald wird es wieder soweit sein,'' seufzte Gwerzoff leise. ''Sie werden überall riesige Kästen aufbauen aus denen laute Mißtöne erklingen und zu denen sie den schönen Waldboden zertrampeln und es 'tanzen' nennen. Gröhlen werden sie und ihr stinkendes Gebräu überall verschütten. Die armen Tiere werden mit zugehaltenen Ohren flüchten müssen und ihre Heimat wird danach noch wochenlang unbewohnbar sein weil alles voller Dreck und Scherben ist, die wir Zwerge mühsam nach und nach aufklauben müssen. Warum können diese Leute sich nicht auf ihre Lärmtempel in der Stadt beschränken? Wieso müssen sie ihr 'Festival' jeden Sommer bei uns im Wald abhalten? Ich begreife es nicht.''

''Wenn sie wenigstens Freude daran hätten,'' warf Sensidor ein. Aber sie müssen sich ja betrinken dabei bis sie blau sind wie ein Veilchen. Wieso sagt man eigentlich blau wie ein Veilchen? Veilchen sind violett. Warum sagt man nicht kornblumenblau? Das gefiele mir viel besser. Die Menschen sind dumm und abends sind sie alle kornblumenblau. Genau.''

Das Geräusch von Vogelflügeln im Wind unterbrach die düstere Unterhaltung und im nächsten Moment ließ sich Ethel die Eule zwischen den beiden auf dem Boden nieder.
''No Burschen, ned gut drauf? Hobt's kaan Kaffee kriagt oder was is los?''

Traurig berichteten Gwerzoff und Sensidor von ihren Gefühlen bezüglich des bevorstehenden Festivals. Gefühle, denen sich Ethel vorbehaltslos anschließen konnte. ''A g'schissene Sauerei is des!'', war ihr Kommentar dazu.

''Die Freiheit des einen endet dort, wo die des anderen beginnt.'', dozierte sie. ''Soviel sollte eigentlich klar sein. Das Problem ist nur, daß die Menschen von den meisten Waldbewohnern nichts wissen und daß sie die Tiere, von denen sie durchaus wissen, als absolut minderwertige Kreaturen ansehen. Die gerade noch als Fotomotiv geduldet werden oder wenn sie ihnen Nahrung besorgen oder gar selbst als solche herhalten sollen. Unter welchen Umständen diese armen Nahrungsmittel ihr mühevolles Leben fristen müssen, ist ihnen auch wurscht. Hauptsache billig, gell. Ab und an geht einmal einer von denen hohen Herren her, quatscht medienwirksam daher aber ändern tun die neuen Gesetze auch nix, es wird alles nur halbherzig verschlimmbessert!''

''Wow Ethel, du kannst ja richtige Reden halten!'' Sensidor sah bewundernd zu der Eule hinüber. Diese schüttelte bescheiden ihr Gefieder. ''Wer kann der kann. Aber g'scheit daherlabern hilft halt auch nix. Tun müß mer was. Aber was? Burschen, wir machen ein brainstorming! Frogts ned, duats einfach die Unterbergener Botenzwerge losschicken, mir treffen uns heute Abend hier. Unter der Linde. Und dann schaug mer amal.''

Gesagt getan. Pünktlich zum Einbruch der Dämmerung kamen immer mehr Waldbewohner zur alten Linde gekrochen, geflogen, gewandert oder gehumpelt. Gehumpelt? Besorgt blickte man Ethel entgegen, die sich in ihrer ursprünglichen Gestalt als alte faltige Zauberin nur mühsam fortbewegen konnte.

''Ja was ist denn mit dir passiert Ethel?'', rief ihr Sensidor erschrocken zu. ''Bist unter die Räuber gefallen?''

''Ah geh,'' winkte Ethel ab. ''Mein Teppich daheim hat so traurig ausgesehen, da hab ich ihn ein bissl umarmt. Muhahaa. Des werd scho wieder. Wichtig ist jetzt, daß wir uns zammsetzen und uns was überlegen. Wie wollen wir vorgehen. Wollen wir bereits den Aufbau verhindern, was mit vereinten Kräften gelingen könnte, aber die Leute nicht daran hindern wird, es wieder und wieder zu versuchen. Oder wollen wir das Fest selber ein bissl umgestalten, dahingehend, daß es den Leuten für immer vergehen wird, hier in unserem Wald so laut feiern zu wollen? Wär meiner Ansicht nach zielführender.''

''Fest umgestalten, jaaaa, wir zeigen es ihnen, wir mixen ihnen was in ihr Gebräu, wir machen die Musik schrill und quietschig, wir hauen sie, wir prügeln die Band vom Podest, wir ...''
''HALT Kinder, so geht es nicht. Keine Gewalt und keine bleibenden Schäden. Wir möchten die Leute doch zum Umdenken bewegen und keine Gewalt anwenden, denn diese wird erfahrungsgemäß mit Gegengewalt beantwortet und das wollen wir nicht.''

Als sie dasaßen, brüteten und überlegten, bis ihnen die Schweißperlen auf die Stirn traten, drang aus der Ferne immer lauter werdendes Gelächter in ihr Bewußtsein.
Wer vergnügte sich denn da so ungeniert, während sie sich Gedanken um den Frieden im Walde machten?
Flirrende Luft kündigte eine Elfengestalt an die, von einem älteren Herrn gefolgt, ungeniert auf die Lichtung getänzelt kam. Strenge Blicke aus dem Kreis der Aktivisten ließen sie innehalten.
''Was schaugts denn so? Hab ich euch was getan?''
''Hast du nix mitkriegt? Heute, hier, Treffen und so? Wir überlegen uns hier das Hirn zu Matsch und Madame tänzelt saumselig durch den Wald und tut mit dem alten Peter umeinanderflirten.''

''Heeeeeey, wer ist hier alt!'' Gekränkt trat Peter, ehemals Darfnix genannt (bis er sich eines Tages endlich gegen seine Frau zur Wehr setzte), in den Kreis der Selbstgerechten. Und ja, wir haben eine Nachricht bekommen, und deswegen sind wir hier. Ethel kann fraglos prima zaubern, aber wenn ich meine Zauberkräfte auch noch in die Waagschale werfe, dann kann nicht mehr viel schiefgehen. Schließlich war ich mal Ingenieur, da lernt man, planvoll und effektiv vorzugehen.''

''Was schlägst du also vor, ehrwürdiger Greis,'' spottete Gwerzoff, der für seine frechen Sprüche waldweit bekannt war.
''Ich schlage vor, daß wir die Leute ihre Boxen, ihre Bühne, ihre Getränkestände und was noch alles in Ruhe aufbauen lassen, und dann, wenn sie loslegen wollen, dann treten wir in Aktion. Ich hab mit Dana hier schon einen prima Plan ausgearbeitet.'' Dana lief rot an und kicherte verschämt. Die Zwerge grinsten sich eins und der Rest der Gemeinschaft enthielt sich würdevoll eines Kommentars.

Bald darauf war der große Tag gekommen. Die riesigen Lautsprecher waren aufgebaut und auch sonst same procedure as every year. Doch dieses Mal wartete auf die feierwütige Menge eine Überraschung, mit der sie sicherlich nicht gerechnet hatten.
Dümmlich grinsend und sich gegenseitig schubsend, blöde kichernd und fast alle mit mindestens einem Auge am Handy klebend, eierten die offenbar bereits nicht mehr ganz nüchternen Gäste nach und nach aufs Gelände.

''Was für eine saublöde Meute,'' schimpfte Gwerzoff. ''Die werden sich bald umschauen, hehe. Meine Psychologin meinte neulich, ich sei den Menschen nur neidig weil die sich zusammen amüsieren und ich immer alleine sei. So ein Humbug. Hier im Wald ist niemand alleine, wir sind alle untereinander verbunden.''

''Quod erat demonstrandum Burschen! Geh ma's an!'', gab Ethel das Kommando und schon rauschten gefühlt Tausende von Krähen dicht über den Köpfen der meist jungen Leute hinweg. Diese hielten den Vogelschwarm für eine Showeinlage und kreischten begeistert. Was sich jedoch schlagartig änderte, als die Tauben ihrerseits eine Runde drehten und zielgenau in die 'Jubeldrinks' (so stand es am Kiosk geschrieben) der Störenfriede ihren Darm entleerten. Hei war das ein Spaß! Fanden die Feiernden jetzt so garnicht und schütteten angeekelt ihre Getränke in hohem Bogen auf den Boden.

''Dreckssauerei!'', schimpfte Ethel, ''Zeit für die nächste Stufe!''
Schon knackste es in den Boxen und eine schauerliche Stimme ertönte, untermalt von Geräuschen die an das Knarren eines sich langsam schließenden Sargdeckels gemahnten:  ''Hört gut zu, ihr saudummes Pack. Wie würde es euch gefallen, wenn wir euch jetzt einsperren würden, mästen und dann schlachten? Weil wir Bock auf den ultimativen Snack haben? Homo toastiensis? Oder Steckerldepp? Während eures nur noch kurzen Lebens müßtet ihr die ganze Zeit in eurer eigenen Scheiße stehen und dürftet euch niemals hinlegen, geschweige denn richtig ausstrecken. Tolle Aussichten, oder? Und wer jetzt denkt, wir seien aber außerordentliche Sadisten und wer macht denn sowas ... dann schauts euch mal in den Spiegel ihr Penner.
IHR macht das. Ständig. Jeder von euch der im Disconter Fleisch oder Milchprodukte einkauft macht das. Ohne darüber nachzudenken macht ihr das. Schämt euch!!!''

Mittlerweile wimmelte das Gelände von ziellos herumirrenden Security-Mitarbeitern, die verzweifelt nach den Übeltätern fahndeten, die die Anlage in ihre Gewalt gebracht hatten. Doch an den Kabeln und Anschlüssen war alles in Ordnung, die Techniker waren ratlos und die Menge starr vor Entsetzen. Den meisten war die Lust auf Tanzen vergangen, das sah man ihnen sogar aus der Weite an. Doch Peter und Ethel hatten noch einen draufzusetzen.

Der Zaun, der das Gelände vom Wald abgrenzte, begann auf einmal bunt zu flimmern. Was zunächst cool aussah in der einsetzenden Dämmerung, versetzte die Meute in pure Panik als sie bemerkten, daß sich der Flimmerzaun immer mehr und mehr zusammenzog, immer näher rückte, und eine verdammte Hitze ausstrahlte.
Kopflos stürmten die Leute Richtung Ausgang. Drängten sich, schubsten sich, rücksichtslos und um ihre Leben fürchtend. 

''Scheiße,'' fluchte Ethel. ''Wir wollten keine Massenpanik. Nicht daß diese Hohlbirnen sich noch gegenseitig tottrampeln.''
Der Zaun stoppte seine Bewegung, hörte auf zu flimmern und aus dem Lautsprecher erklang beruhigende Musik. Darüber eine sanfte Stimme: ''Nicht drängeln, es wird euch nichts passieren, dies war nur ein kleiner Denkanstoß. So fühlen sich die armen Tiere, wenn sie eingesperrt und mißhandelt werden. Bevor sie zum Schlachter geführt werden. Glaubt ihr, die merken das nicht? Wir sind doch nicht bescheuert! Grüße aus dem Wald ihr kopflosen Kreaturen. Und vielen Dank, daß ihr euren Dreck und euren ganzen Kram wieder mitnehmt! Dieses Mal bitte für immer!!! Bussi baba!''

In der Zeitung stand kein Wort darüber. Lediglich eine kleine Notiz, daß das Ultimative Super-Sommer-Waldfestival dieses Jahr aufgrund technischer Mängel leider abgesagt werden mußte.
''Immerhin!'', stellte Peter zufrieden fest. ''Immerhin sind sie kommentarlos wieder abgezogen und haben ihren Krempel am nächsten Tag wieder abgebaut. Nun bleibt zu hoffen, daß unsere Worte auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Darauf wetten würde ich nicht, aber wer nicht kämpft hat schon verloren. So, und wo ist jetzt meine kleine Elfe, ja wo ist sie denn??'' Kreischend vor Vergnügen rannte Dana direkt hinein in den dunklen Wald, Peter mit wehendem Mantel dicht hinter ihr her.

''Manche Dinge ändern sich nie ...'', murmelte Ethel vor sich hin, verwandelte sich wieder in eine Eule und flog schnurstracks zum Häuschen von Skodefix. Ihn einmal wieder an das Bücherregal zu erinnern, das er ihr vor 123 Jahren versprochen aber noch immer nicht zusammengenagelt hatte. Wie gesagt, manche Dinge ändern sich einfach nie.













 

Freitag, 11. Juli 2025

Die eiskalte Dusche


Nie mehr werde ich ins Nordbad gehen. Dort kann und möchte ich mich nun nicht mehr blicken lassen nach dem was heute passiert ist. Mein Herz ist gebrochen und blamiert hab ich mich obendrein bis auf die Knochen. Wie peinlich kann man denn sein, in meinem Alter noch auf einen Flirt zu hoffen oder gar auf mehr? 

Eigentlich mag ich öffentliche Schwimmbäder nicht, weil es mir dort zu laut ist. Bekannte raten mir immer wieder, doch stattdessen im See zu schwimmen, doch erstens sind die Münchner Seen nicht weniger überlaufen und zweitens fühle ich mich im Schwimmbad einfach sicherer. Vor Dieben und auch eventuellen Unfällen. In einem ordentlichen Bad hat es einen vernünftigen Boden, keinen pieksigen Kies oder gar Scherben. Man kann seine Sachen wegsperren und im Fall eines Sommergewitters wird man, so hoffe ich jedenfalls, rechtzeitig gewarnt. Natürlich muß man aufpassen, daß einen die ubiquitären Wepsen nicht stechen, aber bisher hab ich es noch immer geschafft, den Feind rechtzeitig zu erspähen.

Etwa dreimal die Woche ging ich daher gleich in der Früh ins Nordbad zum Schwimmen. Im Außenbecken, weil da das Wasser angenehm temperiert ist. Drinnen im großen Becken ist es richtig kalt, das macht keinen Spaß.

In den Morgenstunden sind noch keine schreienden Kinder und Jugendlichen im Bad, dann ist es dort meist richtig angenehm. Spät am Abend wäre es vielleicht auch nicht schlecht, in der Dämmerung, wenn die Scheinwerfer leuchten und das warme Wasser hübsch dampft. Aber am Abend bin ich müde, da gehe ich nirgendwohin.

Also schob ich mich frühmorgens, gleich nach dem Öffnen, zusammen mit den anderen Wartenden durch die enge Eingangstüre und machte mich auf die Suche nach einem Kleiderbügel. Aus irgendwelchen mir unverständlichen Gründen waren diese stets Mangelware.

Die meisten Besucher verschwanden glücklicherweise sofort in der Sauna oder im Fitneßkeller, doch einige wenige präferierten wie ich das Außenbecken und die eine oder andere besonders skurrile Gestalt erregte immer wieder aufs Neue meine Aufmerksamkeit.

Da hätten wir beispielsweise 'The German'. Den nannte ich so weil er erstens diesen Adler auf der rechten Schulter tätowiert hatte (sah man immer wenn er einen überholte) und zweitens weil er während meiner gesamten Schwimmzeit wie aufgezogen im äußeren Ring des Beckens immer rundherum marschierte und sich von nichts und niemandem aufhalten ließ.
Er trug eine blaue Badekappe so daß man ihn bereits von Weitem erkannte, und sogar die ewig nervende Partie Damen, die gerne mal die äußere Bahn verstopften weil sie sich vor lauter Gackern und Wiehern nur langsam vorwärtsbewegten, konnten ihm nicht standhalten. Die weichen ja grundsätzlich niemandem aus, aber wenn The German kam, dann traten selbst sie zur Seite und ich nutzte gerne die Lücke, um mich hinter ihm ebenfalls rasch durchzuquetschen.

Dann war da der 'Knoblauchmeister'. Ein kleines dürres Männchen mit einem wie ins Gesicht geschnitzten manischen Grinsen, der stets infernalisch nach Knoblauch stank. Auch er marschierte gerne den äußeren Ring ab, aber sobald die Schwallduschen am Beckenrand angingen, stellte er sich drunter und tanzte wie der Bi-Ba-Butzemann immer im Kreis herum und klatschte dazu in die Hände.

Gerne sah ich auch der 'Tänzerin' zu wie sie, trotz ihres weit fortgeschrittenen Alters, noch immer einen Fuß in die Hand nehmen und schräg nach oben ganz ausstrecken konnte. Früher hatte sie tatsächlich professionell Ballett getanzt und suchte stets jemanden, der sie noch nicht kannte, und dem sie von früher erzählen konnte. Als sie noch jemand war. Jemand, der von anderen berühmten Menschen umschwärmt, hofiert und bewundert wurde.

Besonders albern fand ich die 'Millionärin', die zwanghaft jedem um sich herum von ihren tollen Urlaubsreisen in die ganze Welt erzählen mußte, wobei sie die Hotelzimmer genau beschrieb und an allem etwas auszusetzen hatte.

Einer der Stammgäste sah aus wie Paul Eschbach, ein anderer wie Bruce Willis. Den mochte ich am liebsten. Richtig fesch war der, und diese tollen Muskeln! Ein wirklich ästhetisch gebauter Mann. Der einzige weit und breit. Eine Augenweide. Ein Mann zum Verlieben.

So schwamm ich Runde um Runde im angenehm warmen Wasser, sah mir die Leute an und genoß den periodisch wiederkehrenden 'Strudel' der alle 20 Minuten im äußeren Ring kursierte, wenn Düsen das Wasser dort kräftig in Bewegung versetzten. Innerlich jubelnd ließ ich mich von der Strömung mitreißen und juhuuuuuuuuuuu am Ende von der Welle hinaustragen und dann dasselbe gleich wieder von vorne. Das funktionierte natürlich nur, wenn einem niemand vor der Nase herumtrödelte. Die Strömung im 'Strudel' war schon ziemlich heftig und es war nicht einfach, sich dann einzubremsen um eine Kollision zu verhindern. 

Als heute morgen gegen halb neun auf einmal eine schwarz behoste Gestalt direkt vor mir auftauchte, geriet ich heftig ins Rudern und wäre fast mit dem Kopf gegen die Einfriedung geknallt, hätte mich nicht im letzten Moment jemand am Arm gepackt und aus der Gefahrenzone in Richtung Sprudelliegen gezogen. Heftig schnaufend sah ich zu meinem Retter auf um ihm zu danken. Oh nein, es war 'Bruce Willis', mein heimlicher Schwarm! Mit einem sexy Grinsen beugte er sich zu mir herüber, mir wurde schwindelig vor Glück. Hatte ich es doch endlich geschafft, seine Aufmerksamkeit zu erregen? Voller Vorfreude fuhr ich mir mit der Zunge über die Lippen, doch was er dann von sich gab war die brutalste kalte Dusche die ich je erfahren hatte:

''Hören Sie gute Frau, meinen Sie nicht, Sie wären im Nichtschwimmerbereich bei den anderen älteren Herrschaften besser aufgehoben? In den Strudel sollten sich nur wirklich gute Schwimmer begeben. Sie dagegen scheinen mir nicht mehr besonders sicher auf den Beinen zu sein.''






Sonntag, 6. Juli 2025

Der Deichgraf schmunzelt


Allzuviele Leute waren nicht gekommen zur Beisetzung. Tom hatte am Ende seines Lebens fast keine Freunde mehr gehabt, die meisten waren schwere Alkoholiker wie er selbst. Die waren so früh am Morgen noch nicht fit genug für längeres Stehen. Etwas abseits standen zwei Herren im Anzug, die seltsam deplaziert wirkten.

''Sagen Sie, Sie waren doch der behandelnde Arzt, oder?''
''Ja, tatsächlich. Glauben Sie mir, diesen Fall werde ich niemals vergessen. Ich habe den Herzinfarkt nicht erkannt obwohl ich eigentlich, ohne mich selbst loben zu wollen, doch eine Koryphäe auf meinem Gebiet bin. Doch der Patient hat sich immer auf die rechte Brustseite gegriffen und das Herz ist nun einmal links. Normalerweise. Wie wir ihn dann aufgeschnitten haben auf der Prosektur haben wir blöd geschaut. Bei dem Mann war alles falsch herum. Sozusagen spiegelverkehrt. Hab ich noch nie gesehen sowas. Und wer sind Sie?''
Die Antwort bestand aus einem verschmitzten Lächeln, das die verhangenen Augen hinter der getönten Sonnenbrille nicht mit einzubeziehen schien.
''Sagen wir einmal so: Ich bin ein Mann für besondere Fälle. Und wenn ich mich nicht irre, so ist dies ein ganz besonderer Fall ...''

Sieben Monate zuvor:

Tom war müde. Sehr müde. Das letzte Projekt war anstrengend gewesen, einer dieser Kunden die mit nichts zufrieden waren, und er hatte jeden Abend bis spät in die Nacht hinein gearbeitet. Ohne daß es ihm Freude gemacht hätte wie früher. Er fühlte sich ausgebrannt und leer. Langsam trottete er durch den Park in Richtung Zuhause. Wo ihn sowieso niemand erwartete. Seine Frau war bereits vor zwei Jahren abgehauen. Auf einen Mann, so hatte sie voller Trotz verkündet, der nie zuhause war, könne sie gut verzichten.

Es war zugegebenermaßen eine Erleichterung, ohne das ständige Babygeschrei schlafen zu können und nicht auch noch nachts aufstehen zu müssen um eine vollgeschissene Windel zu wechseln. Wie es heute von einem modernen Mann verlangt wurde, auch wenn der einen 16-Stunden-Tag hinter sich hatte. Andererseits vermißte er ihre Anwesenheit. Niemand hatte gekocht, niemand hatte saubergemacht und niemand keppelte ihn an wenn er spät nach Hause kam. Eigentlich könnte er genauso gut in der Firma schlafen. Er würde sich eine Menge Miete sparen.

Die Wege im Park waren schlecht beleuchtet. Für Frauen eher nicht zu empfehlen, aber er war ja keine Frau. Was sollte ihm also schon passieren? Die seltsamen Figuren, die in den Kies auf dem Boden geritzt waren, nahm er nicht wahr. Als ihm schwindelig wurde dachte er zuerst, es sei die Übermüdung und er müsse sich eine Bank suchen um sich kurz zu setzen, doch im nächsten Augenblick war er bereits ohnmächtig geworden und bekam nichts mehr mit von dem, was als nächstes passierte.

Und das war eine ganze Menge. Um ihn herum stand eine Rotte Außerirdischer und betrachtete ihn kritisch. Im Gegensatz zum gängigen Klischee sind Außerirdische nicht grün. Wäre Tom wach gewesen, hätte er also auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches bemerkt. Lediglich so etwas wie eine Menschenansammlung, was ja nach einem Sturz im Park einer Großstadt zu erwarten wäre.
Nur, daß er sich nicht mehr in der Großstadt befand. Auch nicht in einem Park, sondern in einem groß angelegten Versuchslabor auf dem Planeten SaXpeLi69B.
Sagt aber keiner dort. Man sagt ''der zweite 69-er Saxi'. Nur so am Rande bemerkt, falls ihr irgendwann hinkommen solltet. Gleich mal mit Insiderwissen punkten.

Der Außerirdische an sich ist ja stets sehr interessiert daran, wie die Menschen so ticken. Leider war aus Tom auch unter Hypnose nicht viel herauszubekommen, zu fortgeschritten war sein Burnout. Die Rotte war enttäuscht. ''So ein Schas!'', schimpfte der Laborchef. ''Die ganze Oawat umasunst. Wieda nua so a Trottl. Die Händi sollt ma eahnan wegnehman. Weans ollewäu no deppata, des G'frast. Komplett hin in da Marün. Schickts eam wieda z'haus, des bringt nix.''*

Die Rotte tat wie geheißen, doch sobald der Chef um die Ecke war kickte ein Witzbold seinen Nachbarn in mit dem Ellenbogen in die Rippen: ''Hör mal, machen wir ein bissl eine Gaudi mit ihm bevor wir ihn wieder zurückbringen? Von links auf rechts drehen? Hilfst mir?''

So kam es, daß Tom sich nach nur einer Stunde (Erdzeit) Abwesenheit wieder in seiner Wohnung befand, völlig groggy im Fauteuil hing und keine Erinnerung mehr daran hatte, wie er nach Hause gekommen war. Nur, daß es ihm im Park schwummrig geworden war, das wußte er noch.

'Zeit, die Bremse zu ziehen', dachte er bei sich. 'So kann das nicht weitergehen.'

Leider sah sein Chef das auch so, als er die Woche darauf um Arbeitszeitverkürzung ansuchte. Vier Wochen später, und um eine zugegebenermaßen großzügige Abfindung reicher, fand Tom sich wieder in seinem Fauteuil zuhause. Arbeitslos. Müde. Alleine.

'Die Zeit heilt alle Wunden', dachte er. Und: 'Lustig samma, Puntigamer'. Werbefachleute halt. Nie um einen blöden Spruch verlegen. Mit Verve stand er auf, deklamierte: ''Dies war eine stringente Schlußfolgerung!'', und machte sich auf den Weg ins Beisl an der Ecke. Leute mürbe quatschen. Seine Spezialität. Und nachdem er es war, der die Runden bezahlte, hörten sie ihm alle mehr oder weniger andächtig zu. Seine neuen Haberer. Seine Gefolgschaft. Seine Fans.

Leider blieb seine Leidenschaft für Beisl-Preaching nicht ohne Folgen für seine Leber. Beim Arzt konnte natürlich nichts festgestellt werden. 
''Tut es da weh?'', fragte der Internist seines Vertrauens, nachdem er ihn für seinen drastisch angestiegenen Alkoholkonsum ausgescholten hatte, und drückte dorthin, wo man gemeinhin die Leber vermutet.
''Kein bißchen,'' strahlte Tom erleichtert. Offenbar war es doch noch nicht so schlimm und er konnte erst einmal weitermachen wie gewohnt.

Wenn nur Eloise nicht gewesen wäre. Eloise war eine ganz gewöhnliche Frau. Eigentlich. Obendrein war sie ziemlich einsam und hatte sich daher von einer dubiosen Sekte anwerben lassen, die ausgerechnet Außerirdische anbetete. An deren baldige Wiederkehr auf die Erde glaubte und sich von ihnen allerlei Wunder versprach. Die Außerirdischen hat das natürlich gefreut und so kam es, daß die eine oder andere an sich geheime Info an Mitglieder der Sekte geleakt wurde. Auch Extraterrestials sind manchmal wie Menschen und plaudern im Bett Dinge aus, die sie besser für sich behalten hätten.

Somit wußte Eloise, was es mit den geheimnisvollen Mustern im Kies auf sich hatte. Sie wußte, was passiert, wenn man da hineintritt. Und sie hatte Tom im Beisl von seinem seltsamen Schwächeanfall erzählen hören. Da mußte man nicht mehr 2 und 2 zusammenzählen, da sprang einem die Vier praktisch von selbst ins Gesicht.

Leider war Eloise nicht nur einsam sondern auch ziemlich dämlich, sonst hätte sie ihr Wissen einfach für sich behalten. Aber natürlich mußte sie alles ausführlichst im internet bereittreten, woraufhin bald auch die Leute vom DSN aufmerksam wurden. Und interessiert aufhorchten. Aufgrund von Personalmangel aber leider diesen Fall an die Deutschen weiterreichen mußten, die waren personell besser aufgestellt.

So kam es, daß Tom bald auf Schritt und Tritt beschattet wurde, was ihm allerdings zunächst nicht auffiel. Was er indessen mitbekam war, daß seine Post geöffnet und gelesen wurde. Amtliche Briefe mit Schokoladenfingerabdrücken drauf? Das fällt sogar dem verkatertsten Menschen auf. Und verunsichert ihn massiv. Was war da los? Und wieso flimmerte sein Handy neuerdings, sobald er eine Nachricht erhielt? Und wer war der seltsame Kerl mit der Sonnenbrille, der sich in letzter Zeit auffallend oft unter seine Gefolgschaft im Beisl mischte, aber nie mit ihm oder anderen sprach und seine Getränke stets selbst bezahlte? 

Seine Nerven, von Haus aus schon nicht mehr die besten, wurden immer zappeliger und sein körperlicher Zustand verschlechterte sich zusehends. 

Hier könnte die Geschichte nun eigentlich zuende sein. Herzinfarkt, Tod, Beerdigung, fertig.
Wenn, ja wenn die Außerirdischen nicht Wind von der Sache bekommen hätten.

Ihre an sich wirklich gut gehüteten Geheimnisse in den Händen dieser Anzugträger? Die damit nichts als Unsinn anstellen würden? Das wollte verhindert sein.

Unser Mann mit der Sonnenbrille stieg daher nach Toms Beerdigung nicht einfach wie geplant in seinen Wagen und fuhr von dannen, sondern wurde noch auf dem Friedhofsgelände von einer für die Jahreszeit etwas zu bleichen Gestalt angesprochen: ''Heans, Tschuidign, hätten'S ma an Tschik?''

Unser Mann in Wien hatte seinerseits eine Bekannte, die ständig ins Wienerische verfiel, und wußte daher, was ein Tschick ist. Als Nichtraucher hatte er aber keinen und wollte sich gerade bedauernd abwenden, da stellte ihm die Gestalt hinterrücks ein Bein. Er stolperte, ruderte mit den Armen, fiel zu Boden.

''So und jetzt heast ma amal zua du Piefke. Wos is do los? Den oaman Tschecheranten ins Grab treiben mit deppat hinterherspioniern und fia wos? Wüst aa entführt wean? Wos wüst wissn? Sog ma's glei und mir kennan dia Soch auskartln.''**

Der Mann lag still da und sah der Gestalt ins Gesicht. ''Guter Mann, leider verstehe ich kein Wort von dem, was sie da sagen. Hätten Sie die Güte, es noch einmal auf Deutsch zu wiederholen?''

Der Laborchef, denn um keinen anderen handelte es sich bei der Gestalt, seufzte tief. Natürlich. Hätte er sich ja denken können. Sie hatten extra ihn geschickt, weil er die Landessprache beherrschte und nicht auffallen würde. Aber natürlich konnte der Piefke ihn nicht verstehen. Perfekt. Leider hat der Außerirdische, auch wenn dies hier und da behauptet wird, keineswegs ständig einen Babelfish zur Hand der ihm auf der Stelle sämtliche Sprachen dolmetscht und vice versa.

''Boss auf,'' sprach er langsam und deutlich. ''Du hea-h-st auf mit die Nach-h-forsch-h-ung-h-en und mia los-h-ma di in Ruah-he. Vasteh-hst mi?''

Da war er allerdings akkurat an den Falschen gekommen. Unser Mann stand langsam auf, klopfte sich die Friedhofserde vom Anzug und meinte gelassen: ''Was für Nachforschungen? Wer sind Sie überhaupt und was möchten Sie von mir?''
Der Laborchef war baff. So sprach man normalerweise nicht mit ihm. Man erzitterte in Ehrfurcht und tat was er wollte. 

Die beiden Männer lieferten sich ein Blickduell bis die Luft zwischen ihnen zu britzeln und zu vibrieren begann. Lichtblitze zuckten auf und hier war der Mann mit der Sonnenbrille logischerweise klar im Vorteil. Der Laborchef blickte zu Boden und seufzte: ''Okäh, host g'wunnan.''

''Kommen Sie doch mit ins Beisl,'' lud der Mann im Anzug ihn ein. ''Wir trinken zusammen einen auf den Verstorbenen und vielleicht finden wir dort einen Dolmetsch, der Ihnen klarmacht, was ich Ihnen sagen möchte.''

Verwirrt blickte der Laborchef in die verhangenen Augen seines Gegenübers. War das nicht gerade noch anders herum gewesen? Geschlagen tappte er hinter dem fröhlich pfeifenden Anzugmenschen her, welcher ihn schnurstracks ins Beisl am Eck führte, wo er stilgerecht zwei Krügerl bestellte mit denen man sich in eine stille Ecke verzog.

Was die beiden dort ausgehandelt haben, mit oder ohne Dolmetsch, werden wir nie erfahren.

Interessant dabei ist lediglich, daß seit dieser Zeit, immer kurz vor Vollmond, seltsame Zeichen auf einer der Wiesen in der Nähe eines kleinen Dorfes bei Höxter auftauchen. Und jedes Mal verschwindet ein Schaf. Seither war die Aa nie mehr über ihre Ufer getreten. Der Deichgraf schmunzelte nur wenn die Dorfbewohner sich darüber wunderten und rückte seine Sonnenbrille zurecht.
Das Leben war schön. Auch und sogar in Ostwestfalen-Lippe.

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Übersetzungen der beiden längeren Texte des Laborchefs ins Deutsche:

*Die ganze Arbeit umsonst. Wieder nur so ein Trottel. Die Handys sollte man ihnen wegnehmen. Davon werden sie immer noch verblödeter, die Nichtsnutze . Komplett kaputt in der Birne. Schickt ihn wieder nach Hause, das bringt nichts.

**So und jetzt hörst mir mal zu du Piefke. Was ist da los? Den armen Säufer ins Grab treiben mit blöd hinterherspionieren und wofür? Willst du auch entführt werden? Was willst du wissen? Sag es mir gleich und wir können uns bestimmt einig werden.

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