Donnerstag, 18. September 2025

Der Angriff der Killerkraken


Sie wollten es ja nicht glauben. 'Du wieder,' hieß es. 'Mit deinen blöden Verschwörungstheorien.' Die meisten Menschen lassen neben ihrer eigenen Auffassung keine andere gelten. Gut, so schwieg ich still. Schwieg zuhause, in der Post und in der Kirche. Gott kann Gedanken lesen. 'Gehet hin in Frieden', sprach der Pfarrer und ich ging. Mir einen Bunker zu bauen. Wühlen durfte ich alleine, da sonst niemand an den bevorstehenden Angriff glauben wollte. Zuviele Horrorfilme hätte ich gesehen. Was für ein Unsinn. Ich habe garkeinen Fernseher.

Die Außerirdischen haben mich gewarnt. Machen sie manchmal. Problem dabei ist, man kann nicht prüfen, ob die Warnung tatsächlich erfolgte. Will sagen, ich habe keine Beweise.
Es könnte sich ja jeweils auch um Zufall gehandelt haben, sagen sie.
Es gibt keine Zufälle. Die Dinge der Welt sind geordnet und wir bestimmen den weiteren Verlauf durch unser Handeln. Was regelmäßig alles durcheinanderbringt. Ohne uns jedoch wäre Stillstand, wäre Tod. Das größte Dilemma unserer Existenz.

Immerhin hat Gott sich nicht nach der Erschaffung der Welt zurückgelehnt und sich ein Pfeifchen gestopft. Das Ding, das sie Erde nennen, muß weiter am Laufen gehalten werden. Und das bedeutet eine Menge Arbeit für eine Menge Leute. Es ist nicht damit getan, hier und da mal ein Knöpfchen zu drücken und abzuwarten. Es gibt viel zu tun. Die Himmelswesen sind in einer Tour am Umeinanderwetzen, aber ihr seht das ja nicht. Ihr guckt alle nur noch ins Handy. Egal. Nicht mein Problem. Ich habe einen Bunker zu bauen. Wenigstens braucht man dabei die Wände nicht zu streichen. Sieht eh keiner. 

Auf ungefähr drei Tage solle ich mich einstellen, hieß es. 
Überschaubarer Zeitraum. 
Hängematte flechten, Wasser runterbringen, Vorräte herschaffen.
Verabschiedet habe ich mich nicht. 
Es wollte ja niemand etwas von der drohenden Gefahr wissen.
Warnungen klingen für die Leute nur ernst wenn sie aus dem Fernseher kommen.

Klimawandel. Huhu. Alle stehen stramm.
Aber daß dieser Klimawandel auch Mutationen in der Tierwelt bedingt? 
Wurscht. Betrifft uns ja nicht. Doch, tut es.

Und jetzt diese Experimente mit der KI obendrein. 
Keiner weiß, wohin dieser Irrsinn führen wird, aber einfach mal fleißig voran. 
Wird schon gutgehen.
Nein, wird es nicht.

Unlängst stürzte in Italien ein Baukran ins Wasser.
Gibt ja sehr viel Wasser in Italien.
Normalerweise kein Problem, holt man Guiseppe weil der einen Traktor hat, zieht er Kran wieder raus.
Jetzt liegt Guiseppe aber mit gebrochenem Bein im Spital.
Wer die Spitäler in Italien kennt, weiß: Katastrophe.
Baukran liegt also länger im Wasser.
Wasser ist nicht nur voller Tiere sondern auch voller Plastik. 
Gibt seltsame Verbindungen, dazu das Wabern der KI überall ... und schon ward die Killerkrake geboren.

Erst ist die ganz klein, da denkt man sich: Oh wie niedlich!
Aber die wächst. Und wächst. Und wächst.
Und andere drängen nach.
Sagen wir so: Guiseppe ist sehr froh in seinem Krankenzimmer im 5. Stockwerk.
Unten wird gerade gewaltig aufgeräumt.

Und sie wandern. Nordwärts. Zu uns. Sehr schnell.
KI halt. Da geht alles sehr schnell.
Zu schnell. 
Der Fernseher schweigt.
Man möchte die Leute nicht beunruhigen.
Gegen Killerkraken gibt es keine Impfung, also warum Streß erzeugen.
Wir schaffen das.

Die Außerirdischen haben durchaus Humor.
Ich schmunzle während ich in meinem Bunker hocke.
Nanu, drei Männer in meinem bescheidenen Reich?
Sie sprechen nicht, sie handeln sofort.
Mir wird weich ums Gehirn.
Ich bin fort.

Die Zelle in Haar ist sehr klein.
Aber auch sehr sicher.
Heute sind bereits sieben Pfleger nicht zum Dienst erschienen.
Ich habe mir einen Generalschlüssel besorgt.
Für alle Fälle.
Hier möchte ich nicht verhungern müssen.
Wenn niemand mehr Essen bringt.
Wenn alle fort sind.
Wenn wir 'Gestörten' die einzig Überlebenden sind.

Schöne neue Welt.











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