Montag, 31. August 2020

Even after all these years ...


Immer wieder hatte ich diesen Traum gehabt: Wir sitzen, stehen oder liegen nebeneinander und sprechen uns endlich einmal aus. Du bist freundlich, zugewandt, hörst mir zu, und ich kann dich fragen: Warum? Warum hast du so reagiert, damals? Deine unnahbare Diva von Agentin vorgeschoben und dich jeglicher Konfrontation entzogen?

Deine Antwort ist nicht mehr wichtig, jetzt, wo du tatsächlich neben mir stehst, meine Hand ergreifst, mich zärtlich ansiehst und ich von diesem unbeschreiblichen Gefühl durchflutet werde, genau wie in meinen Träumen. Nur schöner, weil wahr. Wie gerne würde ich deine Körperlandschaft erforschen, dich langsam entblättern, mich verlieren in deinen Erkern und Buchten, irgendwann auch zu deinen Kronjuwelen und dem heiligen Zepter vordringen ... aber so weit sind wir noch lange nicht, noch sind wir bei mir zuhause, im Kreise meiner Familie, werden beobachtet und müssen uns benehmen, sind gebunden von den Fesseln der Konvention. Müssen die aufdringlichen Fragen meiner kleinen Brüder geduldig beantworten, meiner Mutter versichern, daß wir nun aber wirklich satt sind und gerne noch ein bisserl rausgehen möchten, vielleicht auf den Spielplatz, um eine Sandburg zu bauen, soferne wir noch gelenkig genug sind, um in der Hocke sitzend eine Zeitlang ausharren zu können, oder sonstwas Kindisches zu machen? Übermütig uns aneinander und am Leben zu erfreuen?

Aber nein, ich vergaß, es ist bereits spät, mein Vater blickt streng auf die Uhr, es ist Zeit, uns zu verabschieden, ich bringe dich zur Türe, wir küssen uns zum Abschied ... die Nachbarstüre öffnet sich, Kinder lugen neugierig heraus, du machst Faxen, sie lachen, wir gehen um die Ecke und schmusen weiter ... auf einmal steht mein Vater vor uns und hält dir seine Faust unter die Nase. Erschrocken sagst du: Ich gehe ja schon ... und entfernst dich rasch, ich eile dir nach, du drehst dich halb um und rufst: Ok, du hast jetzt keinen Freund mehr!!!

Traurig kehre ich nach Hause zurück, sammle unterwegs meine verstreuten Ohrringe und Halsketten wieder ein ... als ich die Wohnung betrete ist mein Vater gerade dabei, meine Urlaubsfotos einzuschmelzen. Als er mich erblickt hält er inne doch es ist zu spät, in blindem Haß hat er bereits die meisten Fotos verdorben, er blickt mich an und ich kann die Wut in seinen Augen sehen.

Er greift nach seiner Krawatte, und bevor einer von uns reagieren kann, hat er sie sich um den Hals gewunden, das andere Ende am Rohr befestigt, das über unseren Köpfen verläuft, und ist vom Tisch gesprungen. Er lebt noch, aber ich komme nicht zu ihm hin, der Tisch versperrt den Weg, ich schreie meinen Bruder an, eine Schere zu holen und die Krawatte durchzuschneiden ... was dieser auch versucht, doch er müht sich vergebens, die Schere ist zu stumpf ... er sucht verzweifelt nach einer schärferen Schere ... und dann wache ich auf.

Wieder nur ein Traum ...









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