''Dieser Volltrottel! In zwei Jahren wär er eh rauskommen, mit Glück sogar eher, hätt halt der Anwalt müssen ein bissl was zaubern und was macht er? Hängt sich auf! I pack's ned!''
''Wußte garnicht, daß du sentimental sein kannst. Bist doch sonst nicht so.''
''Schwachsinn sentimental! Stinkesauer bin ich! Denk doch amal mit! Wer hat denn als einziger g'wußt wo das Geld vom Überfall versteckt is, hm? Damit's ja niemand holt solang er noch im Hefn hockt. Und jetzt??? Weg ist sie die Marie!!! Darum geht's mir, und um sonst garnix!''
Schweigen.
''Ja oder kennst wen. der medial begabt genug ist um des Versteck für uns rausfinden zu können? Da wartest Jahr um Jahr und dann draht er si ham da Deppate! Und mir können sich des Geld aufzeichnen! I hoit's ned aus!!!''
''Jetzt reg dich ned auf Schurli, ich versteh dich ja. Bist extra wegen dem ganzen Wahnsinn nach Deutschland gekommen und am Ende war alles umsonst. Laß uns doch mal überlegen, vielleicht kommen wir so auch drauf. Was hat er denn immer gesagt? Er hätt es dem Herrn Jesus in Obhut gegeben. Was könnt er damit gemeint haben?''
''An Schas, heast. An Größenwahn hod a g'hobt, woascheinlich hod a si denkt er is mit'n Jesus per du und woit'n amoi bsuachn gehn, des hod a jetzt. Für imma. Na dankschön!''
Nervös drehte Peter sein orangefarbenes Feuerzeug in den Händen. Wenn Schurli in so einer Laune war, dann schaute man besser, daß man weiterkam. Nur, es war seine Wohnung in der sie sich aufhielten. Wohin sollte er flüchten vor dem irren Zorn des Freundes?
Schurli stand auf, griff sich einen herumliegenden Zollstock und schlug sich damit in die Handinnenfläche.
''I kannt eahm daschlogn, wann a ned scho dod warat. Des Oaschloch!!!'''
Peter blickte auf die Magnolienzweige die vor dem Fenster im Wind auf- und abwippten.
''Du, vielleicht hat er es an einem Wegkreuz vergraben? Eins mit Jesus drauf?''
''Ja freilich, und mir grabn jetzt ein jedes Wegkreuz in und um München um? Waßt du wieviel's do umeinanderstehn hod? Oida bitte, vaschon mi mit dein Bledsinn, danke!!!''
Zerknirscht zog Peter das Genick ein. Nun war guter Rat teuer. Wie sollte er Schurli beruhigen? Schnaps anbieten war eine schlechte Idee, da flippte er dann immer komplett aus.
Hastig griff er nach der Zeitung in der Hoffnung, ein Bonmot zu finden das die Atmosphäre vielleicht ein wenig auflockern könnte.
Doch was er hinten im Lokalteil zu lesen bekam, verschlug ihm den Atem. Unter den Trümmern der vor zwei Jahren abgebrannten Ost-West-Friedenskirche von Väterchen Timofej waren mehrere Säcke mit Bargeld gefunden worden. Kirche! Jesus! Geld! Nun war auch klar, warum Konrad sich aufgehängt hatte. Wie sollte er das nun Schurli beibringen, der mit zornrotem Gesicht durch die kleine Wohnung tigerte? Am Ende würde es gleich noch einen Toten geben.
Vorsichtig stand Peter auf und klemmte sich die Zeitung unter den Arm. ''Äh, du, Schurli, was meinst, sollen wir vielleicht einen trinken gehen auf den Schreck? Ich geb was aus.''
Stunden später standen vier Beamte der PI 43 kopfschüttelnd in einer Mietwohnung im 7-sten Stock eines Hochhauses im Hasenbergl.
'Oiso sowas hob I aa no nia ned g'sehn'', sagte einer zu seinem Nebenmann.
''Schiabt eahm den Zollstock in Oasch bis zum Anschlag, foit üba eahm drüber und bricht sich des G'nack. Wos moanst was muagn in da Zeitung steht? Homo-Drama im Hasenbergl? Jeder Zoll eine Liebeserklärung?''
Grinsend machten sie sich vom Acker. Den Rest würde das zuständige Kommissariat erledigen. Zeit für ein Feierabendbier!
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