Freitag, 13. Dezember 2019

Zum Teufel an Weihnachten

Wutentbrannt rauschte Beelzebub, in eine dampfende Schwefelwolke gehüllt, zur Türe herein und knallte diese mit einer Vehemenz zu, daß der Rahmen zitterte und die alten Mauern außenrum gleich mit.
‘Was zum Teufel stinkt denn hier so?’ brüllte er erbost. ‘Man riecht es fast bis nach oben! Hast du schon wieder das Essen anbrennen lassen, Oma???’

Keine Antwort.

Hm.

War sie etwa ausgegangen? In ihrem Alter? In diesem Augenblick war deutlich weibliches Gekicher zu vernehmen und da außer ihnen beiden momentan niemand hier wohnte ... mißmutig stapfte er durch die Küche und betrat die dahinterliegende Wohnlandschaft. Seine Großmutter wälzte sich kreischend vor Lachen in den Polstern, auf dem Bildschirm lief irgendwas Kulturelles, ein Schauspiel?

‘Oma was soll das!’ schimpfte er vorwurfsvoll. ‘Ich komm hungrig heim und anstatt daß du mich mit was Leckerem empfängst und mir den Rücken kraulst, jaulst du vor dem Fernseher umeinander und verstinkst die ganze Bude!’

‘Hihiiiii, Belzi das ist sooooooooooooooooo cool,’ japste die Großmutter,’ich guck grad den ‘Jedermann’ und da spielt einer den Teufel sowas von akkurat, ich hab so an dich denken müssen, hihihiiiiii ...’

Der Teufel ließ sich genervt neben ihr in ein Fauteuil fallen: ‘Und mein Essen? Was ist mit meinem Essen? Ich hab HUNGER’ raunzte er. ‘Du hast doch sonst den ganzen Tag nix zu tun, ist es denn zuviel verlangt, daß du mir am Abend ein bissl was kochst, ohne dabei die Bude abzufackeln? Und nenn mich nicht immer Belzi. Mein Name ist Beelzebub E. Hagner! Das weißt du genausogut wie ich und wenn du bereits komplett vertrottelt bist und es dir nicht merken kannst dann kannst du es jederzeit an der Türklingel nachlesen, HIMMELarsch und Zwirn!’

Bei seinen letzten Worten war die Großmutter zusammengezuckt, ihr Lachen verstummte schlagartig und sie blickte starr auf die Wand neben dem gnadenlos weiterblökenden Fernsehgerät. Der Teufel rutschte unruhig in seinem Fauteuil umeinander, zupfte sich an den Nasenhaaren, und nahm dann ihre Hand.

‘Hör mal Oma, es tut mir leid, ich hätte das böse H-Wort nicht sagen sollen, es tut mir wirklich leid! Vielleicht hat dieser komische kleine Kerl mit dem verstümmelten Oberlippenbart doch recht: Rassen soll man nicht vermischen. Mit mir und der Menschin hat es nicht hingehauen, und du damals mit dem blöden Flügelheini ...’

‘Der war nicht blöd,’ flüsterte die Oma heiser, ‘der war alles andere als blöd. Sonst hätt ich mich ja nicht so verknallen können. Und daß du die Haushaltshilfe verjagt hast mit deinen trampeligen Annäherungsversuchen ist nun wirklich nicht irgendwelchen bescheuerten Theorien zuzuschreiben sondern allein deiner Flegelhaftigkeit. ICH habe dich nicht so erzogen Junge, es ist mir ein Rätsel nach wem du geraten bist, deine Mutter selig würde sich im Grabe umdrehen so sie denn eins hätte! Und daß ich nicht kochen kann ist auch nix Neues. Ich versuche es ja, immer wieder versuche ich es, aber Herrschaftzeiten, ich bin nun mal keine Hausfrau! Wir hatten für so etwas immer Personal.’

Der Teufel tätschelte tröstend ihre Hand: ‘Is ok Omi, is ok, gleich morgen geh ich rauf und schau nach einer neuen Köchin, versprochen! So, und nun schmeiß ich uns halt einen von den Lebenslänglichen auf den Grill, der freut sich wenn sein Leiden ein Ende hat, und meine Kegelschädel sind auch schon wieder voll ausgefranst, es schadet ABSOLUT nix wenn ich mir da den einen oder anderen neuen zulege. Wo hammer denn die Liste, hmmmm ja, der zweiunddreißigjährige Vergewaltiger vielleicht, der ist noch nicht so zäh, ach nee, der soll ruhig noch ‘ne Weile büßen ... ahja, hier ... die Ehebrecherin, also die hat ja eigentlich nix falsch gemacht, die können wir guten Gewissens erlösen und schmecken wird sie auch hervorragend, was meinst?’

‘Ach Bel ... zebub,’ seufzte die Großmutter, ‘eigentlich wollte ich uns ja Spaghetti machen, du weißt doch daß ich Menschenfleisch nicht mag, aber irgendwie ... laß ich mich immer ablenken ... und dann vergeß ich drauf ...’

‘Is doch egal Oma, du ißt halt dann den Salat von gestern, der is noch pfenniggut, und wie gesagt, morgen steig ich mal wieder hoch zu den Depperten und schau mich ein bissl um, ich find schon was. Und nun klaub ich mir die Fatma aus dem Pool und du kriegst dein Salätchen ... und dann gucken wir gemeinsam einen hübschen Thriller ... ach, nicht? Na gut, dann halt was Romantisches ...’

Bettina wühlte unentschlossen in der Kramskiste des großen Warenhauses im Norden der Stadt- eigentlich hatte sie weder Zeit noch Geld um ausgedehnte Einkaufsorgien zu veranstalten, aber an Weihnachten bei den neuen Schwiegerleuten ohne Geschenk aufzutauchen - das ging ja mal garnicht, also mußte unbedingt eine Kleinigkeit her. Günstig, aber nicht billig, und obendrein etwas, das den Eindruck erweckte, sie habe sich tatsächlich Gedanken gemacht.

Hatte sie auch, aber weniger über das Geschenk, eher darum, ob sie wirklich noch länger mit ihrem Freund zusammenbleiben wollte. Jemand, der fast jede Woche eine andere Ausrede hatte, um sowenig Zeit wie möglich mit ihr verbringen zu müssen, und der zudem erst nach heftigem Drängen ihrerseits überhaupt dazu bereit gewesen war, sie endlich mal seinen Eltern vorzustellen ... da hatte der Spaß doch schön langsam mal ein Loch.

Aus jeder Ecke, in jeder Abteilung, dröhnte Weihnachtsmusik in migräneerzeugender Lautstärke. Es wurde wegen Weihnachten nach Hause gefahren, es wurde dem im Vorjahr verschenkten Herz nachgetrauert, es wurde geklingelt und gescheppert was nur ging ... und - was war DAS denn? Da saß doch tatsächlich ein riesiger Weihnachtsmann mitten in der Einkaufspassage und verteilte grinsend Gutscheine für ... Bettina kniff ihre Augen zusammen um besser sehen zu können: Kochtöpfe! 50% Rabatt auf Kochtöpfe! Ernsthaft jetzt? Wer kaufte denn an Weihnachten Kochtöpfe!

Hilflos in der Menge eingekeilt und unweigerlich weitergeschoben, näherte sich Bettina unfreiwillig dem teuflisch grinsenden Nikolaus, der weiterhin nach rechts und links seine buntbedruckten Gutscheine anbot ... bis sie selbst so ein Teil direkt unter ihrer Nase fand. Reflexartig langte sie zu, sah dem Weihnachtsmann in die Augen, erschrak vor seinem glutäugigen Blick und fühlte sich mit einem Mal ziemlich schwach. Du meine Güte, was war denn jetzt los? Hatte sie das Frühstück ausgelassen? Auf zittrigen Beinen stakste sie weiter in Richtung Sitzgruppe, spürte wie ihr das Blut aus dem Gehirn wich, griff hilflos ins Leere und sackte inmitten der wogenden Menschenmassen in sich zusammen.

Als sie wieder zu sich kam, lag sie weich gebettet auf roten Ärmeln und fühlte sich leicht, schwebend, wie auf Wolken ... Wolken? Rote Ärmel? Hastig hob sie den Kopf und ... blickte direkt in die neckisch grinsenden Augen des Weihnachtsmannes.
‘Na, gut geschlafen?’ lachte dieser sie an. ‘Sag mal, kannst du kochen?’

‘Kochen?’ fragte Bettina verwirrt. ‘Ob ich kochen kann? Was ist das jetzt für eine Frage. Hilf mir lieber mal auf. Wie heißt du eigentlich? Äh ja, und danke fürs Auffangen. Blöder Kreislauf. Und ich hab keine Banane dabei. Und ja, ich kann kochen. Aber für mich alleine lohnt die Mühe nicht und mein Freund ... naja, der hat nie Zeit ... aber das interessiert dich jetzt sicher weniger. Wie sagtest du war dein Name? Ich heiße übrigens Bettina.’

‘Ich hab noch garnix gesagt beste Bettina’, feixte der Nikolaus, aber das läßt sich nachholen.’ Vorsichtig stellte er sie auf ihre eigenen Beine wobei er seinen Arm länger als unbedingt notwendig um sie geschlungen hielt - sie spürte, wie eine wohlige Wärme von ihm ausging und wünschte sich irrsinnigerweise, er würde sie nie mehr loslassen.

Ihm schien es ähnlich zu gehen. Nur widerwillig löse er sich von ihr und sah sie durchdringend an: ‘Hör zu Bettina, das kommt jetzt sicher etwas plötzlich für dich, aber ich suche dringend eine neue Köchin. Meiner Oma wächst der Haushalt zusehends über den Kopf, und ganz ehrlich, ich hab den Job mit den Flyern nur deswegen angenommen, weil ich hoffte, auf diesem Wege rasch an mein Ziel zu kommen. Und nun, da ich dich getroffen habe, würde ich dich am liebsten auf der Stelle mitnehmen. Nicht nur als Köchin, am liebsten als meine Gefährtin, Geliebte und ... Ehefrau. Bettina ...’ er sank vor ihr auf die Knie und sah sie von unten herauf sehnsuchtsvoll an: ‘Bettina, willst du meine Frau werden?’

Bettina wußte nicht mehr wo ihr der Kopf stand, der Lärm aus dem Einkaufszentrum hatte an Intensität zugenommen, es klang nicht mehr wie Musik, mehr wie ... ein lautes Scheppern? In diesem Augenblick erwachte sie und ja, in der Tat, der Krach kam von ihrem Wecker der lautstark auf dem Nachtschränkchen ratterte und fast von der Kante gefallen wäre, hätte sie ihn nicht im letzten Moment aufgefangen.

Irrer Traum. Ein Weihnachtsmann der einen Heiratsantrag ... du meine Güte! Im nächsten Moment saß sie kerzengerade im Bett. Morgen war doch das Treffen mit den Eltern des Freundes und sie hatte TATSÄCHLICH noch kein Geschenk. Langsam ließ sie sich wieder zurück in die Kissen sinken und spürte genüßlich nach, wie sich die Arme des rotgewandeten Mannes um ihre Taille angefühlt hatten. Leos Arme hatten niemals solche Gefühle in ihr ausgelöst. Ob sie nicht vielleicht tatsächlich mal rauffahren sollte ins Donauzentrum, bissl durch die Geschäfte schlendern, auf der Suche nach ihrem Traum-Weihnachtsmann?

Zeitgleich saß der Teufel zufrieden auf der Kante des Springbrunnens im Donauzentrum und ließ seine Beine baumeln. Er wußte, es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er seiner Oma die neue Köchin präsentieren konnte. Was war schon dabei, dem Schicksal ein bissl nachzuhelfen, wenn man schon übernatürliche Kräfte hatte?



Sonntag, 8. Dezember 2019

Wolke mit Aussicht


Ich hätte es ahnen können. Sollen. Eigentlich müssen. Die Sauferei hatte über die letzten Jahre kontinuierlich zugenommen, von all den anderen Drogen, die er bei jeder sich bietenden Gelegenheit einpfiff, ganz zu schweigen - aber der Alkohol war am Schlimmsten weil er einfach nichts vertrug. La gueule du bois. Klingt wunderschön, aber wenn dein Liebhaber und Chef bald jeden Tag mit diesem ‘hölzernen Gesicht’ unterwegs ist und dich aus dem Stand anblafft wegen nichts, dann ist daran nichts mehr schön, nur noch verwunderlich.

Nämlich, daß ich ihn nicht schon längst verlassen hatte. Aber wie ich Oleg kenne, hätte er mich dann glatt von der Co-Autoren-Liste gestrichen und meine ganze Arbeit, an die achtzig Papers hatten wir bereits veröffentlicht über die Jahre, wäre umsonst gewesen. Teuer bezahlter Ehrgeiz.

Jetzt lümmelte ich tot auf meiner Wolke umeinander und er hockte in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Wo er wahrscheinlich eh nicht mehr viel mitbekam. Wirklich leid tut es mir um die Kinder. Irgendwie traue ich es seiner Noch-Ehefrau nicht zu, die beiden im Alleingang versorgen zu können. Große Gefühle hatte sie ihrem Nachwuchs gegenüber auch vorher schon nicht gehabt, zumindest hat er mir das so erzählt. Sie habe einer Schwangerschaft nur zugestimmt, um ihn trotz seiner promiskuitiven Ausflüge an sich zu binden.

Aber egal, von hier oben konnte ich nicht eingreifen, konnte nichts beeinflussen, nur beobachten und lernen. Fürs nächste Leben. Ein Leben ohne Männer. Und ohne Holzofen.

Natürlich denkst du dir nichts dabei, wenn jemand Axt und Säge in der Wohnung hat, wenn er jede Woche einen Haufen Holz kleinzumachen hat. Und wenn man schon einmal im Wald ist, dann schießt man sich auch mal ein Kaninchen oder was einem so vor die Flinte läuft.

Bei uns läuft es nun einmal nicht wie im Westen, wo man sich den Sonntagsbraten bequem beim Metzger kaufen kann. Das können bei uns nur Leute mit Connections. Die mit ihren Dollarscheinen in bestimmte Läden Eintritt erhalten wo du echt ALLES bekommst. Sogar echten Kaviar. Nicht, daß mir der je geschmeckt hätte, aber nur mal so als Beispiel. Weil die Leute ja immer glauben, bei uns in Rußland würden alle Kaviar essen. Pustekuchen.

Das gemeine Volk muß schauen, daß es halbwegs über die Runden kommt, und dazu gehört auch die Wilderei. War gefährlich, ohne Frage, aber Oleg hatte den Napoleon nicht nur im Detail studiert, er war mit der Zeit auch genauso größenwahnsinnig geworden wie sein kleinwüchsiges Vorbild.

Wer würde es wagen, mich zu kontrollieren, Nastenka, lachte er mich aus wenn ich zur Vorsicht mahnte. Nastenka! Frechheit, meinen Vornamen so zu verstümmeln! Alleine dafür hätte ich ihn verlassen sollen, und es wäre beim Verstümmeln des Vornamens geblieben. Naja, hätte hätte Herrentoilette, die Reue kommt eindeutig zu spät.

Nur gut, daß mein Astralkörper nicht genauso zerstückelt hier angekommen war wie mein Erdenkörper nach dem Mord ausgesehen hatte. Wahrscheinlich mußte ich noch froh sein, daß er mich zuvor erschossen und nicht bei lebendigem Leib zersäbelt hatte, wie ein wahnsinnig gewordener Zauberkünstler der nicht mehr mitbekommt, daß seine Vorstellung gerade gewaltig danebengeht und seiner schreienden Assistentin vor schreckensstarrem Publikum in blinder Wut den Kopf absägt.

Seine Wutanfälle waren wirklich legendär. Für einen Russen hatte er, wie bereits erwähnt, relativ wenig Alkohol vertragen, nahm daher auch sehr gerne andere Stimulantien zu sich, beispielsweise LSD. Oder was er dafür hielt. Die Leute von der Fakultät für Chemie konnten einem ja erzählen was sie wollten. Wer weiß, was sie sich da immer so zusammengepantscht hatten. Abends, oder am Wochenende, wenn sie die Gerätschaften für sich hatten und angeblich irgendwelche Versuchsreihen für ihre Doktorarbeiten vornehmen wollten.

Ja und der Oleg, der hat das Zeug begeistert geschluckt, die zunehmende Unschärfe im Gehirn nahm er billigend in Kauf, und weil er schon immer ziemlich exzentrisch gewesen war, fiel es nicht weiter auf, daß er immer g’spinnerter wurde. Jedes Jahr ein bissl mehr. Aber bitte, der Herr Professor - als mehrfach geehrtes und ausgezeichnetes Mitglied der sozialistischen Oberschicht kannst du dir einiges erlauben und kommst damit davon.

Wie zum Beispiel die Sache mit Miranda damals. Mir hatte er erzählt, sie hätte sich nur dafür rächen wollen, daß er kein Interesse mehr an ihr gezeigt und die Beziehung abrupt beendet hatte. Ich war damals noch ein Schulmädel gewesen vor dem man solche Dinge tunlichst geheimhielt: Sadomaso-Spielchen, Sex überhaupt, und Professoren, die ihre Freundin quasi auf Bestellung grün und blau schlugen, sowieso.

Wenn es nicht schon so lange hergewesen wäre, hätte ich mich natürlich wundern müssen, warum sie ihn dann hätte anzeigen sollen. Wenn sie es doch so gewollt hatte? Wenn es in beiderseitigem Einverständnis so ausgemacht worden war?

Aber so ... so war mir das Schreiben des Anwalts nur rein zufällig zwischen die Finger geraten während ich seinen Schreibtisch aufräumte. Zuerst hatte er einen seiner Wutanfälle bekommen, der Speichel war ihm aus dem Mund gespritzt wie der Morgentau aus der Wiese wenn man ganz schnell mit dem Fahrrad durchfährt, er hatte das Papier zerfetzt und im Zimmer umeinandergeschmissen wie Konfetti - sich dann aber relativ rasch wieder beruhigt und von oben herab erklärt, daß die Tatsache, daß die Anklage nie vor Gericht gekommen war, doch wohl für sich spräche.

Damals habe ich ihm gerne geglaubt. Blauäugig, ich weiß, aber wer sieht schon seinen bewunderten, zugegebenermaßen etwas cholerischen, professörlichen Liebhaber gerne als ein Monster, das seine Freundin prügelt?

Inzwischen frage ich mich, wieviele Mädels in St. Petersburg es wohl gibt, die ähnliche Geschichten zu berichten hätten wie Miranda damals, die nur entweder nicht den Mut hatten, zur Polizei zu gehen damit, oder aber bereits zerteilt in der Moika schwammen. Wieviele Frauenleichen passen in einen Fluß bevor er übergeht?

Natürlich sind auch nicht alle Polizisten so wie Wasilj Petrow, der letztendlich die Ermittlungen zu meinem Fall übernahm. Ihm hätte ich mich gerne anvertraut, hätte ihm meine Sorgen und Bedenken geschildert und mich von ihm beraten lassen.

Als man ihm den Fall übergab war ja bereits alles klar. Oleg war im Vollrausch ins Wasser gefallen als er anfangen wollte, meine Leiche Stück für Stück zu entsorgen, was man ja am besten in der Nacht macht bevor der Hahn kräht. Nachdem sie ihn prustend und fluchend aus dem Fluß gezogen hatten, sah einer der Retter im Schein der Laterne, wie es rot aus dem Rucksack tropfte, vermutete Wilderei und rief die Polizei. Die auch prompt eintraf, aber statt des erhofften Kaninchens zwei menschliche Arme vorfand. Meine Arme. Am rechten Handgelenk baumelte noch das Freundschaftsband, das er mir keine zwei Wochen zuvor geschenkt hatte, lediglich die Farben waren ein bissl verwässert.

Ob es etwas am Lauf der Dinge geändert hätte wenn ich Wasilj eher kennengelernt hätte? Noch am Leben, sozusagen an einem Stück?